Wenn Sie'S nur aushält!

Werbung
Werbung
Werbung

Auch wenn ich mich dem so genannten Schulwesen aus der eigenen Schülerzeit, aus den Jahren als Religionslehrer, aus der Perspektive eines Pfarrers mit vielen Berührungspunkten mit Schule, als Universitätsseelsorger mit Blick auf die Schulabgänger, als interessierter Staatsbürger verbunden fühle: der derzeitigen Diskussion über Schulreform bin ich mittlerweile ziemlich überdrüssig. Das Übergewicht der reinen Struktur- und Methodenfragen verschleiert das Manko an Klarheit über die entscheidenden Bildungsinhalte. Wir leben in einer Zeit der immer perfekteren Mittel und der immer verworreneren Ziele, soll Albert Einstein einmal geäußert haben.

Genauso gesteht man sich nicht gerne ein, dass auch noch so tolle Strukturen nach wie vor (und vielleicht mehr denn je) der entsprechenden Pädagogenpersönlichkeiten bedürfen. Die sind aber nach wie vor nicht "produzierbar". Und schließlich hat eine der Prioritäten in der Diskussion mit dem Schulwesen von Haus aus relativ wenig zu tun: der immer dringendere Bedarf an Betreuung der Kinder von Eltern oder AlleinerzieherInnen, die immer tiefer in einen Erwerbsarbeitsprozess involviert sind, der seinerseits immer mehr "Flexibilität" abverlangt.

Und der Druck wächst. Teils aus verständlicher Sorge angesichts der immer unsicherer werdenden Einkommenszukunft, die für mehr und mehr längst Gegenwart ist. Teils auf Grund der nach wie vor kaum hinterfragten und vom "Wirtschaftswachstums"-Zwang suggerierten Konsum- und Mobilitätsstandards. Von den für die Personenbeförderungs-, Tourismus- und Sportartikelwirtschaft sicher, für die Familienbudgets eher weniger erfreulichen Schulaktivitäten einmal abgesehen. Eine Schulreform muss mittlerweile weit mehr unter einen Hut bringen als die tatsächlichen Schulfragen. Wenn sie's nur aushält, - die Schule !

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung