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Zu Gast bei der Österreich-Premiere des Films "Luther". Bequeme Kinosessel, aber man legt doch geistig die Sicherheitsgurten an. Was wird einem als römisch-katholischem Geistlichen auf der Leinwand begegnen, wenn sich der Spielfilm der Zeit der Reformation angenommen hat? Noch dazu, wo in Deutschland die Kinokassen geklingelt haben sollen.

Nicht, dass das Gemälde des Films von der Kirche damals nicht kräftig genug ausgefallen wäre. Aber der Film bringt doch auch Grautöne in die Zeichnung der Protagonisten. Der Papst und die wacheren Köpfe um ihn werden als selbstkritisch genug geschildert, um nicht zu übersehen, worum es wirklich geht.

Aber die Eigendynamiken der Institutionalisierung von Glauben lassen sie starr werden, wo Bewegung angesagt wäre. Panik diktiert die Entscheidungen. Panik um das, was der bisherigen Welt- und Gesellschaftsordnung Stabilität zu garantieren scheint - und durchaus auch den eigenen Machtinteressen und Einflusssphären. Panik auch vor dem institutionskritischen Potenzial der Botschaft Jesu, das immer schon den Autoritäten in den Kirchen mindestens so zu schaffen machte wie den Mächtigen der Welt.

Einige Tage nach dem Premierenbesuch fällt mir der Film wieder ein. Über der Sonntagspredigtvorbereitung zur Feldrede Jesu nach Lukas. Da steigt Jesus mit den frisch berufenen Aposteln vom Berg hinunter in die Ebene zur Volksmenge. Und was sagt er? Nicht etwa zu den Aposteln: Seht da, euer Kirchenvolk!

Dafür aber zu den Armen, dass ihnen das Reich Gottes gehöre. Waren da vielleicht so manche der frisch berufenen Apostel verdutzt oder sogar enttäuscht in ihren Vorstellungen, wie man das Ganze aufbauen müsse ?

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger in Wien.

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