Gewissenhafter Konsum

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Die Neuauflage eines Bestsellers soll Globalisierungskritikern rechtzeitig zu den WTO-Verhandlungen im mexikanischen Cancún Argumente gegen die Ausbreitung multinationaler Konzerne liefern. von claudia feiertag

Viel hat sich nicht geändert. Aber ein paar Dinge sind eben doch anders. Vor zwei Jahren gehörte zum Beispiel die Firma Mattel scheinbar noch zu den Guten. Darum wurde der Spielzeugkonzern (mit Marken wie Barbie, Fisher Price und Harry Potter) damals in dem Bestseller "Schwarzbuch Markenfirmen", der die zwielichtige Profitgier multinationaler Unternehmen beleuchtete, nicht in die Liste der Bösen aufgenommen. Diesmal, in der Neuauflage unter dem Titel "Das neue Schwarzbuch Markenfirmen" hat Mattel die zweifelhafte Ehre, einen Platz unter den Firmen ergattert zu haben, die von Kinderarbeit, Umweltzerstörung oder Lohndumping profitieren. Wie inzwischen bekannt geworden sei, beute Mattel die Arbeiterinnen in den chinesischen Zulieferfirmen massiv aus, heißt es in dem Buch von Klaus Werner und Hans Weiss: Manche arbeiteten 364 Tage im Jahr (der chinesischen Neujahrstag war der einzige freie Tag), und das 13 bis 16 Stunden täglich. Für einen Stundenlohn von umgerechnet elf Cent.

Coca Cola, Hofer, McDonalds, die OMV, Adidas oder die Deutsche Bank, um nach dem Zufallsprinzip nur einige Namen zu nennen, kommen auch nicht viel besser weg. Das Problem ist nur: Das alles ist längst - zumindest seit dem Erscheinen der ersten Auflage - nicht mehr neu. Viel geändert hat sich eben nicht. Lesen werden das Buch vermutlich vor allem Globalisierungsgegner, die ihre kritische Haltung gegenüber Großkonzernen durch noch mehr Informationen untermauern wollen und die erste Auflage verpasst haben. Aber ob sich wirklich noch viele zu einem Protestbrief an die genannten Firmen oder gar zu Konsumverzicht überreden lassen, die bisher nicht gehandelt haben, ist zweifelhaft. Als solche Informationen noch neu waren, regte sich massiver Widerstand, etwa gegen den Sportartikelhersteller Nike, der auf die Boykotte reagieren musste. Seither haben sich die Wogen aber längst geglättet. Und werden nur wegen der Neuauflage alter Vorwürfe nicht wieder hoch gehen.

DAS NEUE SCHWARZBUCH MARKENFIRMEN

Von Klaus Werner und Hans Weiss

Deuticke Verlag, Wien 2003

408 Seiten, e 19,90

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