"Langfristig ist Globo eine gute Idee!"

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Mit einem klaren "Nein" antwortet Jörg Huffschmid auf die Frage, ob der Euro wankt. Huffschmid hat sich als Professor für politische Ökonomie und Wirtschaftspolitik an der Uni Bremen und als Attac-Berater mit alternativen Währungsordnungen beschäftigt. Eine gemeinsame Weltwährung "Globo" sieht er erst in ferner Zukunft.

Die Furche: Herr Professor, in Europa mehren sich Stimmen, die eine Euroschwäche befürchten; im Epizentrum der Krise, den USA, bleibt der Dollar stabil - warum?

Jörg Huffschmid: Trotz der Krise gilt derzeit gerade die USA als der sichere Hafen für Kapital. Und deswegen wird sich auf absehbare Zeit nichts daran ändern, dass der Dollar die Weltleitwährung bleibt.

Die Furche: Warum hat die von den USA ausgehende Krise diesen Ruf, ein sicherer Hafen für Kapital zu sein, nicht zerstört?

Huffschmid: Man muss kein Liebhaber der USA und der US-Wirtschaft sein, um anzuerkennen, dass das, was unter der Regierung Obama angepackt wird, das größte und wahrscheinlich wirkungsvollste Konjunkturprogramm ist, das die Welt gesehen hat. Das einzige Land, das ein überzeugendes Anti-Krisenprogramm vorlegt, sind die USA. Insofern steht die USA völlig anders da als die Eurozone. Es gibt kein wirtschaftspolitisches Konzept der EU.

Die Furche: Die öffentliche Wahrnehmung ist doch eher so, dass sich die EU in der Krise bewährt.

Huffschmid: Die EU hat eine Reihe vollmundiger Erklärungen abgegeben. Aber es gibt kein gemeinsames Gegensteuern gegen die Krise. Die Sprachregelung der EU ist: Es ist Zeit zu handeln, und jeder macht, was er will. Finanzinvestoren sehen das und bringen ihr Kapital lieber in die USA als nach Europa - das stärkt den Dollar.

Die Furche: Das riesige US-Handelsbilanz- und Haushaltsdefizit spielt da überhaupt keine Rolle?

Huffschmid: Dieses Ungleichgewicht ist dramatisch und nicht ewig haltbar. Doch das US-Konjunkturprogramm, das ausdrücklich die Binnenwirtschaft stärkt, wird da Korrekturen anbringen. Und vergessen Sie nicht, die US-Wirtschaftsmacht beruht ja nicht nur auf Produktivität, sondern wird durch politische und militärische Macht gestützt.

Die Furche: Eine Weltwährung wie der "Globo" wird also am Widerstand der USA scheitern, die ihre Dollar-Vormacht nie aufgibt.

Huffschmid: Das muss man abwarten. Bisher war das völlig undenkbar, die USA haben darüber nicht einmal diskutiert. Obama jedoch signalisiert eine große Kooperationsbereitschaft. Das wird man noch genauer testen müssen. Generell ist eine Weltwährung langfristig eine gute Idee, aber eben sehr langfristig. Es wäre ein großer Fehler, eine solche Währung jetzt einzuführen, bevor man eine sehr viel stärkere wirtschaftspolitische Kooperation zwischen den Staaten der Welt hat. Das würde nicht funktionieren. Was jetzt funktionieren könnte, ist eine Rückkehr zu einem abgestimmteren Währungsmanagement. So wie es im europäischen Währungssystem von 1978 bis 1991 der Fall war. Das wäre eine frühe Vorform eines gemeinsamen internationalen Wechselkurs- und Währungsregimes. Bis zum "Globo" ist es dann aber immer noch sehr, sehr weit. Dieser würde viel mehr Koordination und Kooperation nicht so sehr auf den währungspolitischen, als auf den industrie- und wirtschaftspolitischen Gebieten verlangen. Davon ist man sogar innerhalb Europas noch weit entfernt.

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