"Raus aus dem Plastik-Konsum"

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Sandra Krautwaschl über ihr nachhaltiges Kunststoffsparen

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Sandra Krautwaschl über ihr nachhaltiges Kunststoffsparen

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Nachdem sie 2009 den Dokumentarfilm "Plastic Planet" gesehen hatte, entschloss sich Sandra Krautwaschl zu einem ungewöhnlichen Experiment: gemeinsam mit ihrem Mann und den drei Kindern wollte sie einen Monat lang auf jegliches Plastik verzichten. Aus dem Versuch wurde ein langfristiges Projekt: bis heute lebt die Familie Krautwaschl weitgehend ohne Plastik.

DIE FURCHE: Wie begannen Sie mit Ihrem Experiment?

Sandra Krautwaschl: Ich war schockiert darüber, welche Auswirkungen unser übermäßiger Plastikkonsum auf Gesundheit und Umwelt hat. Am Beginn des Experiments wurde jedoch rasch klar, dass wir nicht auf alles verzichten können und wollen, das Kunststoff enhält. Ein Beispiel dafür sind Fahrräder und Fahrradhelme, aber auch Handys oder Computer. Wir konzentrierten uns daher auf die Vermeidung des Wegwerfplastiks im täglichen Gebrauch wie Lebensmittelverpackungen und Gebrauchsgegenstände in Bad oder Küche.

DIE FURCHE: Was war am schwierigsten umzusetzen?

Krautwaschl: Bei den Hygieneartikeln wie Shampoos oder Putzmitteln haben wir recht schnell gemerkt, wie schwierig es ist. Für Sonnencreme habe ich bis heute keine plastikfreie Variante gefunden. Eine Alternative für Shampoo ist beispielsweise Wascherde oder Shampoo in Form von Seifen. Viele Putzmittel kann man selbst aus natürlichen Zutaten herstellen. Und wir haben tatsächlich Zahnbürsten aus Holz gefunden!

DIE FURCHE: Können Sie uns noch Beispiele nennen?

Krautwaschl: Aus der Küche haben wir alle Behälter und Geräte aus Kunststoff aussortiert, wie beispielsweise Tupperware-Dosen oder Wasserkocher. Gerade in der Küche spielt ja auch der gesundheitliche Aspekt eine wichtige Rolle! Ich bekam damals jede Menge alter Rex-Gläser, die guten alten Einkochgläser, von meiner Großmutter geschenkt. Heute benutzen wir nur noch Behälter aus Glas oder, für unterwegs, aus Edelstahl.

DIE FURCHE: War die Umstellung mit großem finanziellen Aufwand verbunden?

Krautwaschl: Da wir nicht zu viel Geld ausgeben wollten, haben wir immer günstige Alternativen gesucht und auch gefunden.

DIE FURCHE: Wo kaufen Sie Ihre Lebensmittel, die ja sehr oft in Plastik verpackt sind?

Krautwaschl: In kleineren Supermärkten, wo noch nicht alles verpackt ist, bei Bauern oder Bio-Läden, zum Teil aber auch in großen Supermärkten. Einmal pro Woche lassen wir uns von einem Bio-Bauern Obst und Gemüse liefern. Prinzipiell ist es uns wichtig, Produkte aus der Region zu beziehen.

DIE FURCHE: Wie haben Ihre Kinder auf das Experiment reagiert?

Krautwaschl: Sie waren von Anfang an in alle Entscheidungen eingebunden. Bei unserem Jüngsten, dem damals siebenjährigen Leonhard, war Plastikspielzeug natürlich noch ein Thema - vor allem seine geliebte Ritterburg. Bei den älteren ist zur Zeit eher das Handy ein Thema: Samuel ist jetzt fast 17 und hat seit zwei Jahren ein - gebrauchtes - Handy. Marlene ist 14 und besitzt noch kein eigenes Handy; falls sie den Wunsch äußert, werde ich mit ihr darüber reden, ob es wirklich notwendig ist und gegebenenfalls wieder ein gebrauchtes kaufen. Wenn ich noch einmal kleine Kinder hätte, würde ich prinzipiell viel weniger kaufen und mehr auf die Qualität achten.

DIE FURCHE: Es geht Ihnen also auch um bewussten Konsum?

Krautwaschl: Ja, wir hinterfragen immer wieder, was wir wirklich brauchen und reden darüber auch mit unseren Kindern. Uns ist aber bewusst, dass es schwierig ist, von einem Tag auf den anderen komplett aus unserem System auszusteigen. Auch einzelne, kleine Schritte können viel bewegen.

DIE FURCHE: Welchen Rat würden Sie Interessierten geben?

Krautwaschl: Ich finde es wichtig, immer wieder bei Herstellern nachzufragen: welche Weichmacher sind in Kunststoffprodukten enthalten? Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, solche Produktanfragen zu beantworten. Wenn mehr Konsumenten kritische Fragen stellen, wirkt sich das sicherlich auf die Sensibilität der Hersteller aus.

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