Spenden zu Weihnachten

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Es heißt, dass das Weihnachtsgeschäft heuer gut anläuft, diejenigen Österreicher und Österreicherinnen, die zumindest materiell auf die Butterseite des Lebens gefallen sind, scheinen ihre Weihnachtsgelder mit Genuss unter die Leute zu werfen, und das ist ja auch recht so. Den Zeiten, in denen das Christkind den Kindern in so gut wie allen Familien immer genau das brachte, was sie ohnehin brauchten - den festen Mantel, die Winterstiefel, später auch die Schi für den Schulschikurs -, soll man nicht nachtrauern, auch wenn die damalige Freude über diese nötigen Dinge bestimmt um nichts kleiner war als die heutige über die unnötigen, oder sagen wir "über das Nötige hinausgehenden".

Immerhin funktioniert auch derjenige Reflex, welcher die reichen Österreicher und Österreicherinnen von heute mit ihrer oft viel ärmeren Vergangenheit verbindet: Zu Weihnachten wird kräftig gespendet. Auch das braucht man nicht herunterzumachen - bei den meisten Menschen wird der Gedanke des Teilens einzige und echte bewusste Motivation sein. Unbewusst ist jedoch die Abschlagszahlung an das Schicksal, das es gut mit einem gemeint hat, bestimmt ebenso enthalten.

Vielleicht sollte man ja an letzteres archaisches Gefühl appellieren, wenn man daran erinnert, dass an der zweitgrößten Naturkatastrophe, die die Welt nach dem schrecklichen Tsunami heuer getroffen hat, immer noch täglich Menschen sterben - im pakistanischen Erdbebengebiet. Das Leiden dort verläuft so still und unspektakulär, dass es leicht fällt wegzuschauen. Aber wieder einmal muss der Zustand der Welt daran gemessen werden, wie sie mit einer Tragödie umgeht. Und den kann das beste Weihnachtsgeschäft und das größte innerösterreichische Spendenaufkommen nicht retten.

Die Autorin ist Außenpolitik-Ressortleiterin des "Standard".

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