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Holz gegen Hunger

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Dr. David Heaney vom Kanadischen Landwirtschaftsministerium und Dr. Fred Bender, Chefchemiker des Forest Product Laboratory des Ministeriums für Fischereien und Forstwirtschaft, ist es gelungen, ein Verfahren zu entdecken, das Holz in preiswertes und bekömmliches Fut-, ter verwandelt. Schon haben die beiden prominenten kanadischen Wissenschaftler aber — so berichtet Kanadas Department of Agriculture — Visionen, mittels Holz den Hunger von vielen Millionen Menschen zu stillen. Das kanadische Landwirtschaftsministerium erwähnt im Zusammenhang damit, daß mit einer Verdopplung der Weltbevölkerung vor dem tnde des Jahrhunderts zu rechnen s.

Dr. Heaney und Dr. Bender benützten bisher Pappeln, doch sie sind davon überzeugt, daß jedes Hartholz, von Ahorn bis zu Birken und Ulmen, in billiges und gutes Rinderfutter verwandelt werden kann. Durch Steaming (Dämpfung) unter großem Druck — während 30 bis 60 Minuten — bei einer Temperatur von 300 bis 390 Grad Fahrenheit, gelang es den beiden Wissenschaftlern, das Holz von Pappeln in Rinderfutter zu verwandeln, das jenem von Heu gleichwertig ist. Dr. Heaney weist darauf hin, daß es im Interesse einer ausgeglichenen Diät wohl angezeigt sei, dieses Holzfutter durch Stickstoff, Mineralien und Vitamine zu bereichern.

Pappeln für Rinder

„Wir haben riesige Forstgebiete in den nördlichen und tropischen Regionen der Erde. Diese Gebiete sind noch außerhalb der landwirtschaftlichen Grenzen, da dort nur Bäume wachsen, nicht aber Heu und Getreide. Verwandeln wir aber Holz in Rinderfutter, können wir unsere landwirtschaftlichen Grenzen erweitern“, behauptet Dr. Fred Bender. Während Ernten Kultivierung und Düngemittel erfordern, wächst Holz auch in felsiger Erde, wann immer Bäume eine Chance zur Ver-wurzlung haben. Schließlich benötigt ein „erwachsener“ Baum nur 3 Prozent seiner Nahrung von der Erde; der Rest ist Kohlendioxyd von der Luft und Wasser vom Erdboden sowie die Sonnenenergie. (Phototsyn-thesis.)

Die Idee von Heaney-Bender besteht darin, durch „pressure-steamina“ die Holzzellulose (die aus Zuckermolekülen besteht) für Rinder genießbar zu machen. Noch wurden allerdings keine Studien vorgenommen, um zu ermitteln, ob es billiger ;wäre, Tiere im Forstgürtel des nördlichen Quebec, Ontario, Manitoba, Saiskatche-wan und Alberta zu züchten — oder das Holz nach den südlichen Gebieten zu transportieren — auf alle Fälle ein phantastischer Plan. Millionen Acker von Pappelbestände sind in diesen Gebieten; besonders in den Prärieprovinzen wurden sie his-her kaum verwertet. Da die steigende Weltbevölkerung zu einem größeren Konsum von Nahrungsmittel führen wird, mag dies die Wichtigkeit von Holz als Tierfutter bedeutend erhöhen.

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