Nur fast ein Nobelpreis

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Der so genannte Wirtschaftsnobelpreis oder vielmehr der "Preis für Wirtschaftswissenschaften der Schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel" wurde am 15. Oktober den drei US-Forschern Leonid Hurwicz, Eric S. Maskin und Roger B. Myerson zuerkannt. Und wieder, als wäre es bereits Tradition, kommt Kritik auf: am Preis selbst, sowie am Umstand, dass die Auszeichnung fast ausschließlich an männliche US-Amerikaner geht. Unter den von der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften ausgewählten 61 Preisträgern, von denen mehr als zwei Drittel aus der US-Forschung stammen, war noch keine einzige Frau.

Grund des Anstoßes ist, dass Alfred Nobel in seinem Testament, das zirka ein Jahr vor seinem Tod entstand, mit keinem Wort die Wirtschaftswissenschaften erwähnte. Eine Vermutung ist, dass Nobel die Mathematik als Hilfswissenschaft bezeichnete und somit gleichsam die Wirtschaftswissenschaften disqualifizierte. Der Preis ist mit zehn Millionen Schwedischen Kronen dotiert (rund 1,1 Millionen Euro) und wird seit 1969 vergeben. Unter den stärksten Kritikern befinden sich Nobels Ur-Großneffe Peter und die für den Literatur-Nobelpreis zuständige Schwedische Akademie, die, laut dem Handelsblatt, für die Abschaffung des Wirtschaftspreises eintritt, da dieser das Testament Nobels verletzt und alle anderen Nobelpreise verwässert. Mit Friedrich August von Hayek bekam ein Brite mit österreichischen Wurzeln 1974 den Wirtschaftspreis.

Leonid Hurwicz, einer der drei diesjährigen Preisträger, ist mit seinen 90 Jahren der Älteste, der je einen Nobelpreis zuerkannt bekam. Er teilt sich den Preis mit seinen Kollegen Maskin und Myerson, die aufbauend auf seiner Theorie des Mechanism Design seine Studien weiterentwickelten. Durch die Forschungen der drei ist es möglich, die optimalen Mechanismen zu bestimmen, mit denen wirtschaftspolitische Ziele wie Gewinn oder sozialer Wohlstand erreicht werden können. So ist es möglich, Situationen zu unterscheiden, in denen der Markt gut funktioniert, und wo nicht. Die Arbeiten der drei Preisträger gehören zur Vertrags-bzw. im weiteren Sinne zur Spieltheorie. Hurwicz gilt als einer der Väter der modernen Wirtschaftstheorie und ihrer quantitativen Methoden. Er wurde als Sohn polnischer Eltern 1917 in Moskau geboren. Er studierte Jus und Experimentalphysik in Warschau, hielt sich an der London School of Economics auf und emigrierte 1940 in die USA. Hurwicz ist emeritierter Professor der Universität von Minnesota.

Eric Maskin wurde 1950 in New York City geboren und studierte Mathematik an der Harvard Universität. Heute ist er Professor für Sozialwissenschaften am Institute for Advanced Study der Universität Princeton. Maskin ist der Meinung, dass Gesundheitsversorgung und Umweltschutz nicht dem Markt überlassen werden dürfen, da dieser bei öffentlichen Gütern nicht gut arbeitet.

Roger Myerson wurde 1951 in Boston geboren und studierte Mathematik an der Harvard Universität. Er beschäftigt sich mit der produktiven Anwendung der Wirtschaftstheorie und mit der Entwicklung von Software-Instrumenten für die rationale Entscheidungsfindung. Er lehrt heute an der Universität von Chicago.

Der Wirtschaftspreis wird am 10. Dezember (Nobels Todestag) in Stockholm verliehen. tom

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