Sucht: Über die Junkies lernen

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Der Arzt Gabor Maté beschreibt in seinem Buch "Im Reich der hungrigen Geister" hautnahe und unter die Haut gehende Begegnungen mit seinen Suchtpatienten.

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Der Arzt Gabor Maté beschreibt in seinem Buch "Im Reich der hungrigen Geister" hautnahe und unter die Haut gehende Begegnungen mit seinen Suchtpatienten.

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Da ist Carl, ein 36-jähriger Kanadier mit indigen Wurzeln, der in Pflegeheimen aufgewachsen ist. Im Alter von fünf Jahren wurde er gezwungen, Geschirrspülmittel zu trinken, da er „schmutzig“ gesprochen hatte. Um seine Hyperaktivität in den Griff zu bekommen, wurde er an einen Sessel gebunden, allein im dunklen Zimmer. Auch Julie wurde oft eingesperrt und von ihren Pflegeeltern geschlagen; zur Strafe durfte sie keine feste Nahrung mehr essen. Beide zählen zu den vielen Patientengeschichten, die Gabor Maté, langjähriger Arzt an einer Drogenklinik in Vancouver, für sein Suchtbuch zusammengetragen hat: Unter dem Titel „Im Reich der hungrigen Geister“ liegt der englischsprachige Bestseller nun auch in deutscher Übersetzung vor.

Es sind vor allem die authentischen Begegnungen mit süchtigen Menschen, die dieses Buch so lesenswert machen; die ungeheuerlichen Einblicke, die daraus erwachsen, aber auch die Art des Erzählens. Denn Maté schreibt verdammt gut, und er versteht es, seinen hautnahen und unter die Haut gehenden Einblicken eine fast schon literarische Qualität zu verleihen. Eingestreut sind sozial- und neurowissenschaftliche Befunde, kulturhistorische Bezüge und gesellschaftliche Debatten zum Thema Sucht und Drogen.

Maté macht klar, dass die Junkie-Schicksale nicht wirklich zu trennen sind von anderen Formen der Sucht, die quer durch alle Schichten zu beobachten sind. Wenn man Sucht als Reaktion auf emotional schmerzhafte und traumatische Erfahrungen versteht, dann ist niemand davor gefeit, so der Autor, der auch seine eigene Herkunft aus einer geflüchteten jüdisch-ungarischen Familie miteinbezieht: Von den elenden Gestalten auf schummrigen Straßen bis zu den hoch funktionalen „Workaholics“ in glitzernden Bürotürmen zieht sich das Spektrum der Sucht wie ein schmerzhafter roter Faden durch unsere Kultur.

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