7090810-1994_27_22.jpg
Digital In Arbeit

Noten, Oboen, Cello-Saiten für Sarajewo

Werbung
Werbung
Werbung

Unsere Studentenzahl ist auf ein Drittel der Vorkriegszeit reduziert, von den hundert sind es überwiegend Mädchen, es fehlt an Klarinettenmundstücken, Oboen, Cello-Saiten, Klavierstimmerschlüsseln, Noten und Dirigenten. Die verbliebenen 35 Lehrer bekommen keine Gehälter, nur die Rationen der Un-Profor, sie haben gelernt, ohne Strom und Wasser zu leben", erzählt der Dekan der Musikhochschule in Sarajewo. „Trotzdem, auf Fronturlaub nehmen die Burschen wieder Unterricht, es gibt mehr Konzerte als in der Vorkriegszeit, und sie sind voller denn je.'

Der Rektor der Wiener Musikhochschule präsentierte für die Partnerinstitute in Sarajewo ein gesamteuropäisches Hilfsprogramm, zu dem sein Kollege als erster Musiker seit langem ausfliegen durfte. Daß die europäische Musik schon einmal über Wien nach Bosnien gekommen sei, meinte Rektor Frischenschlager, mache Hilfe aus Wien zu einer besonderen Verpflichtung.

Die Spendenaktion „Noten gegen Not' in der Musikhochschule brachte bereits öS 400.000, wobei die Angestellten der Schule besondere Großzügigkeit bewiesen. Überbringer und Vermittler von Nachrichten waren der Erzbischof von Sarajewo und die israelitische Kultusgemeinde Sarajewo. Jetzt sollen Stipendien für Lehrer und Schüler aus Sarajewo bereitgestellt werden, Aufenthalte bei Wiener Gastfamilien, Gastkurse eines Wiener Dirigenten in Sarajewo, Sachspenden für Noten und Instrumentenmaterial sind geplant. Weit über die Kriegszeit hinaus wird ein gesamteuropäischer Sarajewo-Fonds Mitteln sammeln. Schließlich wird Dekan Sijaric 1995 besonderer Gast bei der gesamteuropäischen Rektorenkonferenz in Lissabon sein.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung