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Umringt von Feinden

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Der bisherige Wirtschaftsminister im amtierenden Kabinett Raschid Ke-ramis, Suleiman Franschiej, wurde vom Beiruter Parlament für die nächsten sechs Jahre zum libanesischen Staatspräsidenten gewählt. Der sechzigjährige Politiker gehört einer christlich-konservativen Partei an. Während und unmittelbar nach dem Wahlakt kam es zu turbulenten Szenen. Parlamentsspeaker Sabri Hamade verweigerte dem Gewählten zunächst das Plazet mit der Begründung, für die gültige Wahl seien einundfünfzig Stimmen erforderlich. Daraufhin gab es zwischen dem (alten) Chef des Parlamentes und dem (neuen) Chef des Staates Handgreiflichkeiten. In Anbetracht der explosiven Stimmung riegelten Panzerformationen das Regierungsviertel und die Zufahrtsstraßen ab, besetzten Militärstoßtrupps die strategischen Punkte und patrouillierten bewaffnete Polizeifahrzeuge durch die Stadt.

Franschiej wird sein Amt am 23. September antreten. Seine Aufgabe wird ihm zweifellos erleichtert durch die vom arabisch-israelischen Waffenstillstand und dem nachlassenden Guerillaterror herbeigeführte äußere und innere Entspannung. Er hat allerdings mächtige Feinde. Gegen ihn sind nicht nur die Gue-rilleros und die Regierungen in Damaskus und Bagdad, sondern auch

General Chehab und seine Anhänger, die chehabistischen und um die Vorherrschaft im Staat geprellten Streitkräfte und Geheimdienste, die Linksparteien von den erst zwei Tage vor seiner Wahl zum erstenmal in der Geschichte des Landes legal zugelassenen Kommunisten bis zu den von Syrien und dem Irak aus gesteuerten Ba'athisten und der mächtige drusische Innenminister Dschumblat.

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