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MEHR CHANCEN FÜR BIOWARE
Die Prinzipien des biologischen Landbaus gibt es schon lange. In Hinblick auf den kommenden EG- Wirtschaftsraum könnte er aber eine besondere Funktion erfüllen.
Die Prinzipien des biologischen Landbaus gibt es schon lange. In Hinblick auf den kommenden EG- Wirtschaftsraum könnte er aber eine besondere Funktion erfüllen.
Derzeit stammen noch immer etwa die Hälfte aller Produkte aus biologischem Anbau auf dem österreichischen Markt aus dem Ausland. Dieser Trend wird sich aber in Kürze verändern, da es hierzulande bereits an die 6.000 Biobetriebe gibt. Das sind bereits mehr, als es in ganz Deutschland gibt... Der steigende Trend - vom Land wirtschaftsministerium mehr oder weniger gefördert - zum Umstieg auf den biologischen Anbau ist aber noch lange nicht am Ende.
Was noch wichtiger ist: Der Trend ist in ganz Europa zu beobachten. Peter Sitzwohl, Pressesprecher der Arge Biolandbau, verweist etwa auf das Beispiel des „vorbildlichen Betriebes Salami-ta in Sizilien, der vor allem Süd-
früchte mit biologischen Methoden anbaut". Der Markt für die Produkte dieser Form des Landbaus ist jedenfalls europaweit vorhanden.
Der konventionelle Anbau hat längst die Grenzen einer Umweltver-träglichkeit überschritten. Die Qualität von Wasser und Böden, die Gesundheit der Hochleistungstiere spielen offensichtlich keine entscheidende Rolle in den Überlegungen der EG-Verantwortlichen. „Landwirtschaftliche Produkte sind keine Dienstleistungen, wie etwa Stahl, deren Produktion überall stattfinden kann." (Sitzwohl) Die lokalen Gegebenheiten spielen aber - gerade im biologischen Landbau - eine große Rolle: Viele Bauern sehen ihre Chance, auch in Hinblick auf die EG, in der Selbstvermarktung, die auf lokale Bedürfnisse und Vorlieben abgestimmt ist. Karl Eder, selbst Biobauer und Geschäftsführer der „Biogemüse" spricht aus, was viele Bauern denken: „Beim Wettkampf gegen die bäuerlichen Großbetriebe Europas werden viele übrigbleiben."
Beim konventionellen Konkurrenzkampf würden Böden und Tiere nicht nur aus seiner Sicht endgültig auf der Strecke bleiben. Der europaweite Preisverfall zum Beispiel von Getreide wird sich langfristig aber auch auf die biologisch wirtschaftenden Betriebe auswirken. „Es Wird sich auch die Erkenntnis durchsetzen müssen, daß Nahrungsmittel heute einfach viel zu billig sind. Die Kosten für die Umweltzerstörung zahlt derzeit die Allgemeinheit..." (Eder).
Gerade angesichts der immer größer werdenden Flut an Produkten mit dem Beisatz „aus natürlichem; kontrolliertem; naturnahem; ökologischem Anbau" steigt auch die Verwirrung der Konsumenten, welchen Produkten denn nun wirklich der Vorzug zu geben ist.
In den EG-Bestimmungen sind sogar alle Begriffe verboten, die auch nur den Eindruck bei konventionellen Produkten erwecken könnten, aus biologischem Landbau zu stammen. Sicherheit geben dann die Gütezeichen verschiedener Verbände. Sie sind Zu-
sammenschlüsse biologisch wirtschaftender österreichischer Bauern und Förderer - am bekanntesten sind „Ernte" und „Demeter".
Die Verhandlungen über ein „Dachzeichen" für Produkte aus Biolandbau laufen auf Hochtouren. Geplant ist, ähnlich wie in der Schweiz, die einzelnen Verbandszeichen zu erhalten und mit dem „Dachzeichen" zu ergänzen. „Es macht das gemeinsame Auftreten in der Öffentlichkeit, auch in Hinblick auf die EG leichter."
Europaweite Zukunftschancen sieht Herbert Allerstorfer, Marketingchef von „Ernte", in der Zusammenarbeit mit Verarbeitern von Agrarprodukten. „Von der Gastronomie werden unsere Produkte sehr geschätzt. Große Firmen wie Hipp (Babynahrung) stellen auf Grundprodukte aus dem Biolandbau um, ein anderes Beispiel ist Nestle, die mit biologischem Getreide aus Österreich zu arbeiten beginnen."
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