Plastik im Meer: Aus den Augen, in den Sinn!
Die Ozeane laufen Gefahr, im Plastikmüll zu ersticken. Um das Problem zu lösen, müssten die Hersteller von Einwegverpackungen in die Pflicht genommen werden. Eine Analyse.
Die Ozeane laufen Gefahr, im Plastikmüll zu ersticken. Um das Problem zu lösen, müssten die Hersteller von Einwegverpackungen in die Pflicht genommen werden. Eine Analyse.
Ich springe von einem traditionellen philippinischen Auslegerboot, einer Banka, ins Meer. Sofort verwandelt sich die Szene vor meinen Augen. Fantastische Landschaften aus Korallen und Schwämmen, so weit das Auge reicht! Darüber tanzen tausende kleiner neonblaue Fische, und eine Muräne steckt ihren dicken Kopf aus einer Spalte zwischen den Korallen. Aber leider sehe ich auch, dass ich mich nicht in unberührter Natur befinde. Zwischen den Korallenfingern links klebt ein Plastiksackerl, und zu Fuße des mannshohen Fassschwammes steckt eine leere Packung Kartoffelchips. Es findet sich leider immer mehr Plastikmüll im Meer, und zwar überall von den Korallenriffen der Tropen bis zu den tiefsten Tiefseegräben und dem zu trauriger Berühmtheit gelangten Großen Pazifischen Müllfleck („Great Pacific Garbage Patch“) zwischen Hawaii und der US-Westküste.
Trojanisches Pferd für Umweltgifte
Plastik ist eine tolle Erfindung. Der Begriff Plastik umfasst eine große Anzahl von Kunststoffen, die aus Erdöl produziert werden, kombiniert mit Zusatzstoffen, die die Eigenschaften dieser Kunststoffe noch einmal modifizieren. Leicht, stabil, formbar und je nach Typ flexibel oder steif, ist Plastik Teil vieler technologischer Innovationen – wie zum Beispiel des Laptops, auf dem ich diese Zeilen geschrieben habe.
Zum Umweltproblem wurde Plastik erst, als es als Einwegprodukt verwendet wurde: Es ist eine enorm verschwenderische Idee, aus diesen Materialien geformte Löffel, Gabeln und Dosen nach einmaligem Gebrauch wegzuwerfen. Und leider landen viele dieser weggeworfenen Plastikprodukte nicht in der ordnungsgemäßen Müllentsorgung, sondern im Meer. In manchen Meeresregionen übersteigt das Gewicht des Plastiks bereits das Gewicht des Planktons, der Kleinstlebewesen an der Basis der marinen Nahrungskette. Abgesehen von der ästhetischen „Verschandelung“ des Meeres bringt Plastikmüll in den Ozeanen noch eine Menge anderer ernster Probleme mit sich. Plastik wird mit der Zeit in immer kleinere Teile zerrieben, und dadurch entsteht das sogenannte Mikroplastik. Diese kleinen Partikel (fünf Millimeter oder kleiner) werden von Fischen verschluckt und beeinträchtigen deren Verdauung. Besonders kleine Mikroplastikpartikel dringen sogar in die Fischleber vor und verändern dort den Stoffwechsel der Tiere.
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