Die Gesandtin war schuld. Da drüben wohnte sie ganz allein und unnahbar in ihrer sogenannten Villa mit den stets geschlossenen Fensterläden im Erdgeschoß und den niemals geöffneten Vorhängen im ersten Stockwerk, gleich hochmütig herabgelassenen Augenlidern. Und drunten eine stachlige, abwehrende Hecke und ein Gitter, an dem den ganzen Tag der kleine weiße Hund stand und bellte.Die Gesandtin war schuld. Herr Wra-nitzky hatte endlich eine ruhige Wohnung gefunden: stille, schweigsame Menschen, nirgends ein Klavier oder nachbarlicher Lautsprecherlärm. Hier hätte er sich in Ruhe mit seiner
Herr (von) Gahl nahm den grauen Anzug aus dem Kleiderschrank und hängte ihn über das Notenpult. Der Augenblick war ernst. Denn es .handelte sich um Sein oder Nichtsein eines treuen, erprobten Lebensgefährten. Mit bekümmertem Blick folgte er den Spuren der männeranzüge-mordenden Zeit und seufzte. Der graue Anzug war der letzte aus einer einst stattlichen Reihe von Friedensanzügen. Er war im Jahre 1913 bei Meister Na-prawnik in der Bräunerstraße geboren worden und zählte zu den besten Werken dieses begabten Schneiders. Er hatte noch den heute so gesuchten Vorkriegscharakter. Qualität,