Zu den Inventarstücken der europäischen Außenpolitik gehört die Angst vor einem Aus-der-Reihe-Tanzen eines von de Gaulle geführten Frankreich. Der Besuch Chruschtschows bei dem General hat ihr neuen Auftrieb gegeben. Sind aber diese Befürchtungen heute noch berechtigt? Man täte der großartigen Starre von de Gaulle unrecht, wenn man annähme, daß dieser Mann sich wesentlich geändert hat. Aber die außenpolitische Konstellation hat sich in den verflossenen zwei, drei Jahren von Grund auf geändert, und de Gaulle besitzt bei aller Starre genügend taktische Geschmeidigkeit, um das sich
Jahrelang hat man behauptet, es gebe in Frankreich keine Faschisten. Oder zumindest: es gebe sie nicht mehr — denn das Vorhandensein von faschistischen Stoßtrupps und Massenbewegungen im Frankreich der dreißiger Jahre läßt sich ja kaum bestreiten. Die Verhaftungen der letzten Wochen haben jedochi gezeigt, daß es eine erhebliche Zahl von Personen und Organisationen von faschistischem Charakter gibt, die sich für den Augenblick bereithalten, in dem sie eine Grundwelle nach oben tragen könnte. Gewiß: in Frankreich selbst ist diese Grundwelle noch nicht zu verspüren. Aber von Algerien
Frankreichs Politik im „Schwarzen Afrika” südlich der Sahara ist gründlich durcheinander- geraten. Man hatte in Paris nicht damit gerechnet, daß eines der afrikanischen Territorien von de Gaulles Unabhängigkeitsangebot Gebrauch machen würde. Guinea jedoch hat sich am 28. September mit überwältigender Mehrheit für das Abenteuer der „nichtsubventionierten Unabhängigkeit” entschieden. Das war das Werk eines einzelnen Mannes, des 36jährigen Seku Ture, Regierungschefs des neuen Staates und Idols der gudnesischen Massen.Gegenüber diesem neuen Stern der afrikanischen Politik hat
Die neue französische Verfassung hat das Parlament um seine allmächtige Rolle gebracht. Es ist nun in diesem Lande nicht mehr Alleinherrscher, und erst die Praxis wird zeigen, ob es sich wenigstens die Rolle eines Mitherrschers hat bewahren können. Die Aufregung, mit der sich alle politischen Gruppen — selbst die mit dem 13. Mai neu in die Politik eingetretenen! — in die Vorbereitung der Kammerwahlen gestürzt haben, läßt auf jeden Fall darauf schließen, daß das Parlament noch zu keiner „quantite negli-geable“ geworden sein kann.Wie die Wahlen im einzelnen ausgehen werden, kann
Frankreich befindet sich nach dem Plebiszit vom 28. September in einer paradoxen Lage: die eindeutigste Mehrheit nach 1945 hat eine der konfusesten Lagen in diesem Lande geschaffen. Die „Fünfte Republik“ hat mit einem Vorgang begonnen, den man an der nun begrabenen Vierten Republik immer wieder gerügt hat: die Gegensätze wurden unter einer „nationalen Einheit“ begraben, die in Wirklichkeit nur eine Scheineinheit ist. Dem General de Gaulle ist nun einmal die nationale Mythologie wichtiger als die konkreten Probleme Frankreichs. Er hat darum für die nationale Einigkeit hinter seiner