Es mag zu denken geben, daß gerade zu der Zeit, in der unsere beiden Opernhäuser ihre Pforten schlossen, in den Straßen Wiens ein Aufruf der Gewerkschaft der Bühnenkünstler von der Not der Privattheater kündet und die Schaffung eines öffentlichen Fonds zur Sicherung ihres Weiterbestandes fordert. Es mag dies auch auf die Beurteilung der Leistung der Staatstheater Einfluß üben. Niemals in ihrer Jahrhunderte alten Geschichte haben sie sich selbst erhalten können, denn ihre verpflichtende Sendung erlaubt es nicht, nur Publikumsstücke zu spielen. Nach dem ersten Weltkrieg mußte man
„Archiv”? „Sammlung verstaubter Akten”! Welche seltsame Verbindung geht hier Wort und Begriff mit jenem pulsierenden Stück Leben ein, das wir „Oper” nennen? Längst hätte sich die geradezu Ideal helfende Ergänzung von Oper und Archiv erweisen können. Schon einmal an entscheidender Wende ihrer Geschichte — als man ins Haus am Opernring eingezogen war und an den künstlerischen und organisatorischen Umbau herantrat — machte man im Regiekollegium den damaligen Direktor Dingelstedt darauf aufmerksam, daß sich „nichts in solcher Unordnung befinde wie das Archiv”. Trotz
Vor einiger Zeit wurden an dieser Stelle Wesen und Probleme der Musikkritik erörtert, also Aufgaben und Schwierigkeiten dargelegt, deren Wechselspiel so selten noch eine ideale Erfüllung ermöglicht hat. Und es schien an der Zeit, darauf hinzuweisen! Doch es war wohl auch hier so wie bei allen nicht persönlich adressierten Mahnungen, daß sie nur der versteht, der ihrer nicht bedarf. Die anderen fühlen sich nicht angesprochen, und Publikum und Künstler stehen weiterhin im Kreuzfeuer der Kritik. Wie hieß es doch: sie soll dem einen Vermittler, dem anderen Freund und Helfer sein! Sind aber