Wenige Jahre nach dem ersten Weltkrieg ersdiien das Buch des deutschen Gelehrten Hermann Platz „Geistige Kämpfe im modernen Frankreich“, in dem ein grandioses Bild von den Bemühungen der französischen Nation entrollt wurde, aus der Niederlage von 1870/71 geistig und moralisch zu lernen und in einem Prozeß der inneren Klärung jene Stellung in Europa wiederzugewinnen, die dem französischen Volke gemäß seinen Traditionen und seiner Begabung zukommt. Und in der Tat, so turbulent auch in vieler Hinsicht die französische Entwicklung um die Jahrhundertwende etwa war — es sei hier nur
Alexander Sergejewitsch Gribojedov (1795—1829) hat ein einziges abgeschlossenes Werk, die Komödie „Verstand schafft Leiden“ geschaffen. Aber mit dieser Komödie hohen Stils, deren Aufführung vom Burgtheater vorbereitet wird, gehört Gribojedov zu den Bahnbrechern der dramatischen Kunst. Der große Slawist Professor Artur Luther hat einmal davon gesprochen, daß die deutsche Bühne, die schon so viele minderwertige russische Dramen aufgeführt hat, sich auch einmal an dieser Dichtung versuchen sollte. Es ist eine große und lohnende Aufgabe, die sich das Burgtheater als die erste Bühne
Der Weltruhm des russischen Theaters ist unbestritten. Es gibt wenige Völker mit so echtem Theaterblut wie die Russen. Die darstellenden Künste sind wohl jenes Gebiet, auf dem die Genialität des Russentums immer von neuem schöpferischen Ausdruck gewinnt. Dem entsp-' ht nun im Drama seltsamerweise keine gleich groCe Begabung. So genial manche Szenen bei Puschkin hingeworfen sind, so groß eine Dichtung wie Leo Tolstois „Macht der Finsternis“ auch ist, so gerne man auch des Grafen Alexej Konstantino-witsch Tolstoi dramatische Trilogie aus der russischen Geschichte, besonders ihren