Seit Jahrtausenden hat man sich daran gewöhnen müssen, alle Ge-schichte von der „Siegseite“ aus zu verstehen. Daran ist nichts zu verwundern. Jeder ist geneigt, sein eigenes Leben zunächst vom Balkon seiner Erfolge aus zu betrachten. Erst im Alter wird ihm, falls er über sich nachdenkt, etwas nahezu Unverständliches auffallen: das Mißlungene, das Verlorene, ihm Entzogene und anderen Zugefallene erweist sich im nachhinein als Gewinn. Es ist das Leistungsergebnis der Zwangslage auf einem Felde, wo er sich bewähren mußte, nichts als bewähren. Erst nach und nach ist ihm deutlich
Fnde Mai dieses Jahres waren SO JaUre vergangen, da Rußland gegenüber Japan die Seeschlacht von Tsushima verlor. Das russische Geschwader unter der Führung des Admirals Rojestwenski hatte im Oktober 1904 den russischen Ostseehafen Libau verlassen und war rund um ganz Afrika unter oft abenteuerlichen Umständen nach Ostasien gedampft. Der russische Admiral wollte versuchen, durch die Meerenge von Tsushima Wladiwostok zu erreichen. Dabei kam es am 26.127, Mai 1905 zum Zusammenstoß mit der japanischen Flotte unter Admiral Togo und zur letzten großen Seeschlacht der Welt. Sie endete mit der Vernichtung der russischen Flotte, die, wesentlich schlechter ausgebildet und ausgerüstet, der überlegenen Technik der Japaner unterlag. Der nachfolgende Abschnitt, entnommen dem berühmten Buch von Frank Thieß, „Tsushima, Roman eines Seekrieges“ (Zsolnay-Verlag, Wien), schildert den Beginn dieser furchtbaren Schlacht.