„Die ganze Stadt als Bühne“: Otto Tomek, der neue Leiter der Musikabteilung des Baden-Badener Südwestfunks und damit Programmgestalter der Donaueschinger Musiktage, zitierte das auf Salzburg gemünzte Hofmannsthal-Wort bei einer Pressekonferenz und umriß damit eines der Ziele seiner Bemühungen um eine künftige Neubelebung des alljährlichen, vor nunmehr fünfzig Jahren gegründeten Herbsttreflens der Neuen Musik (und ihrer Exponenten) in der wohlhabenden Kreisstadt an der Donauquelle.Wer dem Emst von Tomeks Ausspruch im Festsaal der Fürstlich Für- stenbergschen Brauerei noch nicht
I.ZUNÄCHST DIE APOLOGIE. Der Schreiber dieser Zeilen war lange Jahre Miisikkiritiker und hatte, wie sich das für einen Musikkritiker gehört, für alle Probleme seines Metiers eine Patentlösung bereit. Inzwischen ist er „unters Theater“ gegangen und lernt allmählich, daß alles ganz anders ist und daß es nicht nur keine Patentlösungen gibt, sondern überhaupt keine Lösungen, und letztlich sogar — keine Probleme. Denn über der täglichen Arbeit für die Praxis eines Opernbetriebs gerät dem also Arbeitenden die Theorie der Oper unversehens aus den Augen, und er merkt plötzlich
Venedig feierte ein bedeutsames Jubiläum: das heurige „Festival In-ternazionale di Musica Coii-temporanea“ war die 25. derartige Veranstaltung der „Biennale di Venezia“. 25 Feste für die Neue Musik — das ist eine Zahl, die sich sogar in unserem rekordsüchtigen Zeitalter sehen lassen kann; sie wird zum Index einer bewundernswerten Leistung, wenn man bedenkt, daß sie gerade in Venedig zustande gekommen ist. Denn die „Serenissima“ unter den Städten der Welt, die Stadt der selbstzweckhaften Schönheit, ist an sich gewiß nicht prädestiniert dafür, sich mutig für das Neue,
Luigi Nonos erstes Opemwerk „Intolleranza“ provoziert, was es schon mit seinem Titel anklagt: Unduldsamkeit. Bei der venezianischen Uraufführung vor Jahresfrist („Die Furche“ hat damals darüber berichtet) gab es eine regelrechte Theaterschlacht mit Stinkbomben. Flugzetteln und Duellforderungen. Bei der deutschen Erstaufführung, die soeben im Kölner Opernhaus stattfand, mischten sich Pfiffe und Buhrufe in den starken Beifall, der schließlich die Oberhand gewann und die künstlerische Kraft des Werkes bestätigte. Dennoch darf man die beiden Protestaktionen nicht gleichsetzen, denn
Gleich zwei Festspiele hält Venedig für seine Besucher bereit: neben dem alljährlichen „Festival Internazionale di Musica Con-temporanea“ wirbt seit einiger Zeit auch das Musikkonservatorium „Benedetto Marcello“ um die Gunst der venezianischen Kunstliebhaber und ausländischen Touristen. „Vacanze Musicali“, „Musikalische Ferien“, nennt das Konservatorium den Zyklus von 48 Konzerten, den es — über fünf Wochen verteilt — zusammen mit der in der Großzügigkeit privaten Mäzenatentums einmaligen Stiftung „Giorgio Cini“ heuer veranstaltet hat. Ein Höhepunkt dieser