Die Theorie, daß sich Geschichte, also menschliches Geschehen schlechthin, in Wellenbewegungen abspielt, trifft augenscheinlich auch auf die Ökumene in Österreich zu.Weihnachten feiert man im allgemeinen säuberlich nach Kirchen getrennt. Persönlich kenne ich nur ein Beispiel einer ökumenischen Christmette: sie findet seit Jahren in Ried im Innkreis statt und hat ihren Ursprung wohl vor allem darin, daß dort die evangelische Gemeinde Gastrecht in der altkatholischen Kirche genießt.Doch gleich im Jänner schwillt die ökumenische Woge gewaltig an: Die Weltgebetswoche für die christliche
In einer Predigt zur Weltgebetswoche für die christliche Einheit im Jänner dieses Jahres habe ich die offizielle ökumenische Situation in Form eines Gleichnisses dargestellt:Jeder sitzt in seinem Garten. Der eine züchtet herrliche Rosen, süßduftend und reich blühend; sein Nachbar befaßt sich mit der Züchtung besonders schöner und schmackhafter Pfirsiche; der dritte ist stolz auf seine saftigen Karotten und zarten Radieschen. Alle freuen sich über die Fruchtbarkeit. Sie reden miteinander. Sie lehnen an den Zäunen, tauschen Erfahrungen mit Kunst- und Naturdünger aus, borgen
Noch vor etwa zehn Jahren war es möglich, daß ein Spötter behaupten konnte, im „heiligen Land Tirol“ sei die Ökumene schon so weit fortgeschritten, daß der katholische und der evangelische Religionsprofessor eines bestimmten Innsbrucker Gymnasiums einander grüßten, wenn sie sich auf der Treppe zum Konferenzsaal begegnen.Zu den hoffnungsvollen Anzeichen der Ökumene gehört es, daß sich in-, zwischen nicht nur in Innsbruck, sondern an vielen Orten Österreichs kleine, engagierte ökumenische Arbeitsoder Gesprächsgruppen zusammengefunden haben, für die das Miteinan-der-Christ-Sein
Die ökumenische Bewegung stagniere, meinen heute manche angeblichen Kenner der kirchlichen Situation bei uns und anderswo in Europa. Die anfängliche Begeisterung sei verpufft, die Sensation fremdartig bekleideter Geistlicher als Teilnehmer an kirchlichen Veranstaltungen sei zur Alltäglichkeit abgesunken, und über den Austausch versöhnlicher Phrasen komme man kaum hinaus.Dem Mann von der Straße, dem österreichischen Durchschnitts- und Taufscheinchristen ■ ist die Ökumene ziemlich gleichgültig. Die Palette reicht hier von „Mir hab'n eh alle den-selb'n Herrgott“ bis „Jeder