Bereits im Mai beginne ich für den Tag X zu trainieren, fahre, mit dem Taschenrechner am Schoß, Hunderte Male den Schulweg meines Sohnes ab, rechne den Benzinverbrauch durch, wühle mich durch Berge von Straßenkarten und Prospekten, denn: nur gediegene Vorbereitung garantiert einen erholsamen Urlaub.Die letzten Nächte vor Urlaubsantritt sind die schlimmsten. Zuerst träume ich vom italienischen Kellnerstreik, dann quält mich der jugoslawische Liftboy, der schon letztes Jahr unsere Koffer vertauscht hat.Endlich ist der Freitag da. Vor Aufregung kann ich längst nicht mehr schlafen und
Pünktlich mit dem Mai kehrt auch alle Jahre wieder der Muttertag. Fast hätten wir vergangenes Jahr darauf vergessen, aber heuer hatte ich es mir extra rot angestrichen in meinem Terminkalender.Andererseits wäre es Mama sicherlich nicht aufgefallen, wenn wir es eine Woche später nachgeholt hätten oder überhaupt ausfallen ließen. Im Heim ist doch bestens für sie gesorgt, und die Schwestern machen auch jedes Jahr immer so eine hübsche Feier - beginnt um 14 Uhr und endet maximal um 15 Uhr - anschließend Nachtmahl.Was will ein alter Mensch mehr? Wer weiß, ob wir es einmal so gut haben
Herr Brandler: Nun, Herr Goldsegen, was erregt Ihr Mißfallen? Sie haben ja Ihre Stirne in Falten gelegt, wie ein Dackel, den die Edith Klinger gestreichelt hat.Herr Goldsegen: Sehr witzig. Ihre G'spaßetteln haben einen Bart. Soll ich mich vielleicht nicht aufregen, wenn ich da lesen muß, daß in der neuen Regierungserklärung der Koalition 280 Versprechen enthalten sind!Herr Brandler: Das bereitet Ihnen Sodbrennen? Sie sind ein leicht erregbarer Mensch. Sie müssen das so sehen wie mit der Zahl Pi.Herr Goldsegen: Wollen Sie mich testen? 3,14 unendlich ... Was hat das mit den 280
Herr Goldsegen und Herr Brandler sind zwei Wiener Originale, denen selbst bitterste Kälte nicht den gewohnten täglichen Besuch in ihrem geliebten Stammcafe verleiden kann. Ausnahmsweise trinken heute beide, statt Melange und Einspänner, heißen Grog, was wiederum den alten Ober Franz völlig aus dem Konzept bringt, kann er sich doch • kaum erinnern, daß beide Herren jemals miteinander konform gingen.Brandler (heftig niesend).Goldsegen: Halten Sie sich doch .die Hand vor!Brandler: Sie sind ein gefühlskalter Mensch.(Ober Franz nickt zufrieden. Also doch! Beinahe hätte er an den beiden
Ort der Handlung: Ein abgewirtschaftetes Wiener Vorstadtbeisel.PersonemZwei Bauarbeiter einer nahen Baustelle. Beide stieren trübsinnig in ihre Biergläser.1. Arbeiter: Komisch...2. Arbeiter: Was sein komisch, Chef?1. Arbeiter: Nix! Du nix kapieren!2. Arbeiter: Chef, ich nix tep-pert! Immer alles verstehen.1. Arbeiter: So? Das ist was ganz was Neues! Bei Arbeit Du haben immer zwei linke Hände.2. Arbeiter: Chef, ich immer arbeiten wie österreichische Arbeiter.1. Arbeiter: Eben. Aber es liegt was in der Luft.2. Arbeiter: Ja, Chef. Abgase von Autos.1. Arbeiter: Das auch. Ich mein' was anderes.
Ort der Handlung: ein Kaffeehaus in der Innenstadt. Personen: die Herren Zirscherl, Bramburi und Pf er scher er.Zirscherl: Verehrung, die Herren! 'tschuldigung für die kleine Verspätung. Aber ich hab' noch meine Urlaubsfilm zur Entwicklung 'tragen.Bramburi: Ah, der Herr Zirscherl! Braungebrannt wie ein Südseeinsulaner.Pferscherer: Wie war's denn im Urlaub? Erzählen S', wo waren Sie denn überhaupt?Zirscherl: Auf Kreuzfahrt. Aber so etwas machen meine Frau und ich nicht mehr.Bramburi: Klar, weil ein zweites Mal wird Ihre geschätzte Gattin sicher nicht im Preisausschreiben
1. Künstler: Servus! Gut, daß ich Dich hier treffe. Was wird denn das? Ein Happening?2. Künstler: Geh, wann haben wir das letzte Mal ein ordentliches Happening gefeiert. Hier ist die Nostalgie. Eine stinknormalebourgeoise Gartenparty für einen unvergessenen, abgedankten Politiker und Mäzen.lfKünstler: Den Sinowatz?2. Künstler: Wann hat denn der uns jemals verstanden? Das konnte nur Er.1. Künstler: Mir ist das Gesicht gleich bekannt vorgekommen. Der war ein Mäzen? Ist mir nie aufgefallen.2. Künstler: Weil Du damals in der falschen Clique warst. Nie öffentlich etwas unterstützt, was
Einmal im Monat treffen sich Herr Goldsegen und Herr Brandler in ihrem Stammcafe und ziehen Bilanz.Herr Brandler: „Verehrung, Herr Goldsegen. Wie geht's immer so?“Herr Goldsegen: „Danke der Nachfrage. Immer so, wie die anderen wollen. Was hat Ihnen der November gebracht?“Herr Brandler:,.Kalte Füße, ein eingeschneit's Auto, einen Rüffel vom Chef wegen Zuspätkommens und erhöhte Kaffeehauskonsu-mationen.“Herr Goldsegen: „Tja, bei den Heizölpreisen kein Wunder. Was hat Ihnen der November aber sonst noch gebracht?“Herr Brandler: „Die bittere Erkenntnis, daß ich meinen Beruf
Die Fleischerinnung rotiert, nachdem einige Fleischhauer ernsthaft überlegen, ob sie nicht in Zukunft bei Verkauf einer Wurstsemmel drei Schilling für das Semmelaufschneiden verrechnen sollen.Wenn dieses Beispiel Schule machen sollte, dann wird's lustig. Sämtliche Dienstleistungsgewerbe werden dann, ab sofort, für bisher selbstverständliche Handgriffe, die für den Arbeitsvorgang notwendig waren, Extrakosten berechnen.Der Tankwart zum Beispiel für das Auf- und Zuschrauben des Tankverschlusses, der Ober imKaffeehaus wird Kilometergeld für das Zu- und Wegtragen der Morgenzeitung auf die
Rabenschwarze Nacht hängt bleischwer über Vienna, dem Chicago des Ostens, dem heißesten Pflaster von Austria. Saurer Nieselregen peitscht auf den Asphalt. Eisiger Wind treibt groß- und kleinformatige Zeitungsfetzen vor sich her. Eine Stadt schläft.Nur noch aus den Fenstern des mächtigen, peichlen Gebäudekomplexes am Mount Künigl dringt Licht ins Dunkel.Hier regiert The Tiger, Capo di tutti capi der ORFia. In seinem Büro spielt er noch eine Partie Monopoly mit seinen beiden rechten Händen, Frank und Ernest.The Tiger fühlt sich in seinem Antennendschungel wohl.The Tiger weiß sein
Lektion eins: Zwängen Sie Ihren Backhendlfriedhof zuerst in eine Lederhose. Auch wenn Sie dann wie eine abgepaßte Blunz'n aussehen, das macht nichts. Das gehört zum In-Sein dazu — sich aus der breiten, grauen Masse abzuheben.Der Jahreszeit entsprechend ziehen Sie einen Lodenmantel über und hängen sich einen Schottenkaroschal um die Schultern. Frei nach der Devise: Ganz Wien trägt grün.Lektion zwei: Besorgen Sie sich die neueste Hitrille des Oberzeitgeists Falco. Dann studieren Sie aufmerksam Falcos Texte. Und kränken Sie sich nicht, wenn Sie sie nicht kapieren. Das ist schon