Bücher haben nicht nur ihre Schicksale, sondern auch ihre Geschichte. Auf Dichters Spuren ist schon so mancher Kulturreisende gewandelt, und dies nicht erst im Tourismus] ahrhundert. Der Wahl wiener Dietmar Grieser, ein akribischer Kenner jenei Werke der Weltliteratur, die er besonders schätzt oder die ihn aus irgendeinem Grund interessieren, wollte gerne — da man ja nicht rekonstruieren kann, wie es wirklich war, besonders wenn es sich nur in der Phantasie des Dichters so begibt — wenigstens die Orte der Handlungen sehen, wo sich das Schicksal weltliterarischer Gestalten abgespielt hat.
Die Wiener Oper hat gegenwärtig keinen eigenen Sänger, der allen Anforderungen der Titelpartie von Wagners „Tannhäusei“ gewachsen wäre. Da ist es ein Trost, daß andere deutsche Bühnen auch keinen haben. Bei der letzten Aufführung sang ihn Karl Liebl: routiniert, ohne Fehler, aber auch ohne jeden Glanz. — Wesentlich stärker wirkte Aase Nordmo-Loevberg als Elisabeth. (In den übrigen Partien: Elisabeth Höngen als Venus. Kurt Böhme als Landgraf. Hans Braun als Wolfram.) Die makabre Venusgrotte und das teils gespenstische, teils gymnastische Ballett sorgten für gute Laune. Die