Dichtung ist zwar niemals einfachdeterminierte Widerspiegelung des realen Lebens, aber sie entsteht aus den vielfältigen Reaktionsmöglichkeiten dichterischer Imaginationskraft auf das Leben und kann damit oft Seismograph von Lebensformen in Raum und Zeit sein. Dichtung reagiert auch ihrer Natur nach oft empfindlicher und intensiver auf Unterdrük- kung, Versklavung und Unrecht als andere Phänomene. Es ist kein Zufall, daß etwa die vietnamesische Dichtung seit Beendigung des Vietnam-Krieges fast ausschließlich und die tschechische Dichtung seit 1968 weitgehend außerhalb des eigenen Landes
Der aus praktischen Gründen klug gekürzte Titel des Buches „Das Bild der Juden Osteuropas” lädt zu einer etwas zu weit gefaßten Bestimmung seines Inhalts ein. Erst der Untertitel präzisiert, was es tatsächlich behandelt, nämlich das literarische Bild der Ostjuden in den Werken zweier deutschsprachiger Autoren der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Karl Emil Franzos und Leopold von Sacher-Masoch, und das bedeutet vorwiegend, wenn auch nicht ausschließlich, in den Kronländern Galizien und Bukowina der alten österreichischen Donaumonarchie.Allerdings hängen die literarischen
Der dritte Band der Literaturgeschichte von Viktor Zme-gac ist durch eine eigenartige Verzerrung der Proportionen gekennzeichnet. Das zeigt bereits ein flüchtiger Blick auf den Index: Brecht ist sechsmal so oft erwähnt ■wie Kafka, und sogar der öde Parteidichter Johannes R. Becher kommt häufiger vor als RobertMusil und Hermann Broch zusammen. Arnold Zweig ist zweimal so oft genannt wie Stefan Zweig.Hier sollen indessen nur jene Abschnitte betrachtet werden, welche die österreichische Literatur betreffen, der in höchst positiver Weise für den Zeitraum nach 1945 Sonderkapitel
Zwei neue Bücher befassen sich mit der Einheit und Vielfalt der österreichischen’ Literatur. Der vielschichtige Sammelband von Karl Konrad Polheim und die umfassende Studie von Kurt Adel vermitteln wesentliche Einsichten und Erkenntnisse.
Unter dem Titel „Die zeitgenössische Literatur Österreichs“ erschien, herausgegeben von Hilde Spiel, der vierte Band gegenwärtiger Literaturgeschichten des deutschen Sprachraums. Nun gehört eine Literaturgeschichte der Gegenwart im allgemeinen zu den undankbarsten und schwierigsten- Unternehmungen literaturkritischer Bemühungen überhaupt, da mangels Distanz und kritischer Vorarbeiten eine oft so chaotisch verwirrende Vielfalt an Stoff bewältigt werden muß, daß selten auch nur ein größerer Bruchteil bleibender Ergebnisse verzeichnet werden kann. Die vorliegende