Durch die Aufklärung und durch die in ihrer Gefolgschaft stehende liberale Theologie hatte sich in den letzten hundertfünfzig Jahren ein doppelter Irrtum in die evangelische Kirche eingeschlichen und sich zerstörend ausgewirkt. Der eine Irrtum bestand in der Behauptung, daß der Glaube eine rein persönliche Angelegenheit sei, die mit der Oeffentlichkeit nichts zu tun habe, denn im Glauben gehe es nur um das Verhältnis zwischen der einzelnen Seele und Gott. Der an* dere Irrtum ging von dem Schlagwort von der „unsichtbaren Kirche“ aus, denn der Glaube sei eine reine geistige Sache,
Die dritte Weltkonferenz der protestantischen Kirchen in Lund 1st ein Ereignis, das weit über den Raum des Protestantismus hinaus Bedeutung besitzt; die fortschreitende Einigung der seit Jahrhunderten in viele Denominationen aufgespaltenen evangelischen Welt 1st für die ganze Christenheit in dieser Weltstunde als eine Mahnung und Ermutigung anzusehen. Zum erstenmal in der Geschichte nahmen offizielle Vertreter der Katholischen Kirche als Beobachter teil, der Berliner Katholikentag sandte ein Begrüßungschreiben. Im folgenden berichtet der offizielle Delegierte der Evangelischen Kirche A. B.
Am 23. August dieses Jahres wurde ein neues Kapitel der modernen Kirchengeschichte begonnen. In einer feierlichen Vollversammlung der Vertreter von über 150 Kirchen aus 43 Nationen und Ländern der Erde, die 250 Millionen Christen repräsentieren, wurde der „ökumenische Rat der Kirchen“ gegründet. Damit haben sich die Kirchen der lutherisdien und kalvinisdien Reformation, ferner die Freikirchen der Methodisten, Baptisten und Kongregationalisten, die anglikanische Kirche und einige othodoxe Kirchen sowie die jungen protestantischen Missionskirchen ein Organ zum gegenseitigen Dienst des