Vom anatolischen Horizont kommend, nähern sich die Schiffe ihrem in rötlichem, sattem Goldton und zärtlichem Violett schimmernden Gestade wie verzauberte, aus azurener Ferne zurückkehrende Pfeile. Lok-kend tauchen die femininen Silhouetten von Rhodos über die Wassermähnen der Bugspriete, eingesponnen für alle Ewigkeit in das seidige Gewebe der Milliarden Facetten, die der Rosenwind über die Endlosigkeit des Meeres bläst. Schaumgekrönt fluten die Wogenkämme den Molen des heliotischen Kolosses zu, der heute noch, dem geistigen Auge sichtbar, über dem Spitzenschleier der Brandung
Wer die Schallmauer der Gradineser Küste durchbricht, die Lärmflut der Myriaden von Transistoren, den unstet wirbelnden Strom des völkerwanderungsigileichen Tourismus — all den Schlachtlärm der südenhungrigen, meerberauschten Binnenvölker teilt, der stößt hinter dem Niemandsland der Stille unversehens auf einen längst verloren geglaubten Horizont verwehter Geschichte.Wie eine feurige Glocke ist die Hitze über die Ebene gestülpt. Von Triest kommend, flieht die Straße durch glühende Äcker, über die der Weinstock von Baum zu Baum seine Festons schwingt, dem Isonzo zu. Eine große
Langsam kommt der Abend über den Hügel. Das Licht ist vom langen Tag müde geworden. Der weite sehnsuchtsblaue Himmelsraum verengt sich und neblige Rauchschwaden spinnen ihre Fäden über die stille Landschaft. Es ist eine schwermütige Stunde, wenn der Flügelschlag der Zeit erlischt.Zwischen den drohenden Lanzen der Napoleonspappeln eilt das Leben auf der Landstraße zu den silbernen Abendwolken, die in perlmutterner Ferne über dem dunstigen Horizont schweben. Lautlos sinken die Schatten über die Peripherie der Stadt. Aus den Gassen leuchten die goldenen Augen der Fenster. Uber die
Ein leichter Wind weht seit dem Morgen von den violetten Inselgebirgen jenseits des Meeres. Die Stadt liegt an den glühenden Grund des Sonnenverlieses gefesselt, die Gassen sind leergefegt vom Feueratem des Zentralgestirnes. Gespenstisch hallen meine Schritte aus der geisterhaften Leere der Gewölbebogen, flüchten über weißgekalkte Hauswände und erschrecken die lemurenhaften Eidechsen auf den patinierten Ziegeldächern. Alles Leben liegt irgendwo hinter morschem Holzgitter und schlaffen Vorhangstoffen in träger Verbannung. Eine traurige Stille brütet vor dem mohammedanischen Gebetshaus.