Die Sozialreform ist ein Prozeß. Kein Umbruch. Keine ruckartige Wandlung etwa der Einkünfte oder der gesellschaftlichen Wandlungen. Das, was man etwas oberflächlich die „Befreiung der Arbeiterschaft“ nennt, ist seit einem Jahrhundert im Gang. Ein säkularer Prozeß, kaum unterbrochen durch revolutionäre Akte.Die Zahlen beweisen es. Ganz besonders die Einkommensziffern und die Ergebnisse der Haushaltstatistiken. Vor uns liegt eine vom Bundesamt für Statistik herausgebrachte Schrift*, die sich zwar mit dem „Volkseinkommen“ als einem bilanztechnisch abgewogenen Ganzen beschäftigt
In der Zeit der Gleichmacht von Unternehmerverbänden und Gewerkschaften ist der Lohn nicht nur Marktlohn, sondern in einem gewissen Umfang auch Machtlohn und insoweit der Ausdruck der Machtverhältnisse auf höchster politischer Ebene. Der Lohn hat also den Charakter eines politischen Lohnes.Die Lohnpolitik eines großen Teiles der Unternehmer ist nun darauf gerichtet, die Löhne niedrig zu halten, und zwar so lange und so weit, als dadurch nicht die Leistung der Arbeiter abzusinken droht. Für die Arbeitnehmervertreter bedeutet dagegen Lohnpolitik meist Handeln im Glauben an die Möglichkeit