Ueber Architektur eine Meinung zu haben, ist heute keine einfache Sache. Die Zeiten sind vorbei, da man über proportioneile Feinheit sich mit Recht ereiferte, da es einen Sinn hat, etwa durch Aufstellen von Schablonen die „Harmonie“ eines höheren oder niederen Baukörpers zu überprüfen. Heute geht es um das Grundsätzliche, ja um die Berechtigung oder den Nutzen, Grundsätze zu haben. Denn: Wenn früher Regeln herrschten, die man maßvoll beim neuen Stil änderte, so zeichnet sich die neueste Form doch gerade dadurch aus, daß sie die Regel, jedeRegel,, in Acht tut. Man läßt jede
Als die Tschechen 1918 ihren eigenen Staąt bekamen, trachteten sie mit allen Mitteln, einen eigenen Stil herauszubringen. Ministerien und Stadtbauämter, welche Bauten vergaben, machten konsequente Politik. Sie schalteten den deutschen Einfluß aus, der noch mit Josef Zasches Bauten sehr rühmlich am Antlitz der Stadt sichtbar geworden war. Selbst tschechische Künstler, Maler und Bildhauer, die ihrem Volke europäische Hochachtung errungen hatten, jedoch mit dem Makel der Erziehung auf Wiener Kunstschulen behaftet waren, verloren an Chance. Der hochverdiente Kotčra starb verbittert wenige