Wenn auch die offiziellen Ferienwochen von Juli und August die politische Tätigkeit in Belgien weitgehend lahmgelegt haben, zumindest was ihre parlamentarischen und gouvernementalen Funktionen anbelangt, so mangelt es im Lande doch nicht an Brennpunkten, welche oft genug Diskussionen entfesseln. Einmal mehr sind es die Beziehungen zum Kongo, die im Vordergrund des öffentlichen Interesses stehen. In mancher belgischen Familie, die Angehörige im Dienste der Entwicklungshilfe in der Exkolonie hat, hat sich von neuem tiefe Beunruhigung und Bestürzung, wenn nicht bereits Trauer
Die politischen, vor allem aber sozialen und ökonomischen Probleme Belgiens sind zwar momentan in den Hintergrund getreten vor der Brandkatastrophe vom 22. Mai, die im ganzen Land Trauer und Bestürzung erregte, haben aber dadurch nichts von ihrer Schärfe und Dringlichkeit eingebüßt. Nachdem die von der Regierung Vanden Boeynants geforderten Sondervollmachten — die jetzt ja auch in Frankreich aktuell geworden sind — einmal vom Parlament bewilligt worden waren, ist kürzlich bereits die zweite Serie von Sondermaßnahmen in Kraft getreten, die dazu verhelfen sollen, den Staatshaushalt zu
Wie andere europäische Länder, besonders Großbritannien und Deutschland, hat auch Belgien mit zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Im Falle Belgiens aber handelt es sich nicht um eine plötzliche Krise, die jetzt zum Ausbruch gekommen wäre, sondern um einen schon jahrelang schwelenden Krisenherd, der die Staatsfinanzen immer mehr unterhöhlt hat. Akut wurde die Situation besonders seit der Unabhängigkeit des Kongo.Der Regierungschef Vanden Boeynants scheint mit dem neu erarbeiteten Projekt der Finanzsanierung mehr Glück zu haben, als es ihm gewiegte • Routiniers
Die katholische Universität von Löwen, die zu den traditionsreichsten Hochschulen Europas zählt, steht seit langem im Mittelpunkt der Auseinandersetzung zwischen Flamen und Wallonen. Der Autor des Beitrages, Richard Buch er, studiert derzeit in Löwen. Als Schweizer dürfte er besonders prädestiniert sein, die Dinge in Belgien mit der nötigen Distanz zu allen Nationalismen zu sehen.*Eine der großen Sorgen der belgischen Innenpolitik bildet seit Jahren das Sprachenproblem, das, weit davon entfernt, einer baldigen Lösung entgegenzugehen, an Schärfe ständig zunimmt und immer extremere