Der „Furche“ ist es gelungen, die letzte Arbeit des am 1. April 1959 in Sierre in der Schweiz verstorbenen österreichischen Philosophen und Schriftstellers Dr. Rudolf Kassner aus dem Nachlaß zum Abdruck zu erhalten. Die Arbeit ist schon im Krankenbett, nach einem Gespräch mit Frau Martin Bodmer, entstanden und zeigt noch einmal den Geistesflug dieses Physiognomikers der Erscheinungen und der Ideen. Die „Furche“
Im alten Oesterreich wurde viel geschimpft, mehr geraunzt, am meisten wohl in Wien selbst, nicht zuletzt von denen, die ihm nach dem Untergang nachweinen. Das ist menschlich, das Kostbare, in vielen Bezügen ganz Einzige hochzustellen, als unvergleichlich zu erkennen, nachdem es dahingegangen ist. Im Paradies mag das anders gewesen sein, da man ohne Gedächtnis leben konnte. Vielleicht auch bis zu einem gewissen Grade in den sogenannten Nationalstaaten, ohne daß darum das Leben darin paradiesisch sein mußte oder müsse. Dem Schimpfen und Raunzen im alten Oesterreich ist vielerlei Heiterkeit
Ich war nicht das, was man furchtsam nennt, stak aber als Kind voll von Ängsten und Bangigkeiten, heimlichen, nie verratenen. Wenn ich alljährlich nach Pistyan gebracht wurde, war da unmittelbar vor Preßburg ein Tunnel, durch welchen der Zug mußte. Von Gänserndorf an hatte ich schon Angst davor und redete kurz vorher nur von den berühmten Preßburger Nußkipfeln, um hinter möglichst viele meine große Angst zu verstecken. Ob wir Zeit haben werden, welche zu kaufen bei der Fahrt von einem Bahnhof zum andnren? Vielleicht wird es wieder eine Verspätung geben? Oder glaubst du nicht?