Im Innsbrucker Mittelgebirge gab es am zweiten Maisonntag dieses Jahres ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie innig und fruchtbar die Wechselbeziehung zwischen Wissenschaft unci Volk werden kann, wenn die Volkskunde die Ergebnisse ihrer Forschung dem Leben und seinen Forderungen dienstbar macht. Dreihundert Jahre hütet die Heimat Karl Schön- herrs ihre Spieltradition vom „Ägyptischen Josef”, und so stark bewährt auch heute noch das „Theater” seine gemeinschaftbildende Kraft, daß in den Spielzeiten alle Standes- und Parteiunterschiede zurücktreten und ein heiliger Eifer das
Als im Festspielsommer 1946 Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ in Max Reinhardts Inszenierung vor der unversehrten Domfront Salieris in alter Schönheit und Kraft wiedererstand, da begrüßten wir ihn alle nicht nur als ein Zeichen des wiedergekehrten Friedens nach sechs bitteren Kriegsjahren und neun Jahren einer künstlerischen Verirrung, die dieses gewaltige Spiel von Menschenglück und Menschenohnmacht aus dem Rahmen der Salzburger Festspiele verbannt hatte — wir fanden vor allem bestätigt, was wir in den Jahren vorher so schmerzvoll empfunden hatten: daß gerade' in diesem Spiel