Der Stellvertretende Ministerpräsident der Sowjetunion, Benjamin Dymschitz, General David Dragonski, Held der Sowjetunion, der bekannte Violinvirtuose Leonid Kogan, einer der populärsten Komödienschauspieler, Reikin, und über drei Dutzend andere prominente Juden versammelten sich vergangene Woche im Haus der Freundschaft in Moskau. Sie gaben für zirka 300 In- und Auslandsjournalisten eine Pressekonferenz, bei der sie Israel mit Nazideutschland verglichen. Die meisten der anwesenden Juden unterzeichneten ein Schreiben, in welchem sie Israel aufs schwerste anklagten. Einige Tage darauf veröffentlichten 39 Juden, zum größten Teil Anhänger freier Berufe, einen öffentlichen Brief an den Pressechef der russischen Regierung, Leonid Samjatin, der diese Pressekonferenz geleitet hatte. Sie forderten ihn auf, auch ihnen zu gestatten, eine Pressekonferenz abzuhalten, um diese anti-israelische Kampagne zu verurteilen. Sie bezeichneten sich als „Juden, die jederzeit bereit sind, alles hinter sich zu lassen, um nach Israel auszuwandern — wenn nötig zu Fuß“.
Die Wahlen ins israelische Parlament, die Siebente Knesset, am 28. Oktober waren die ruhigsten seit der Staatsgründung. Die Resultate brachten wenig Überraschungen. Der Wahlbloek der Arbeiterpartei (mit Golda Meir, Mosche Dajan, Abba Eban, Jigal Alon, Pinchas Sapir) zusammen mit der linkssozialistischen Mapam verlor fünf Mandate und konnte nur 58 Sitze erringen. Die Mandate der verbündeten arabischen und Drusen-Parteien retten dlie Gruppe vor dem Verlust der absoluten Mehrheit. Der rechte Wahlblock Gachal aus der rechtsradikalen Cherut-Partei und der Liberalen Partei erhielt 27 Sitze,
Die Konstellation der israelischen politischen Parteien ist so, daß die religiösen Parteien, und insbesondere die große nationalreligiöse Partei, welche die drittgrößte Partei Israels ist und zirka zwölf Prozent'der israelischen Wählerschaft für sich buchen konnte, bisher bei Aufstellung jeder Religionskoalition ausschlaggebend waren.Dadurch, daß die nationalreligiöse Partei eine solche Sonderstellung einnimmt, gelang es ihr, von den anderen Regierungsparteien große Konzessionen in Religionsangelegenheiten zu erlangen. Obzwar die Mehrheit der israelischen Bevölkerung nicht