Wer in der Geschichte dieser Stadt Wien blättert, findet kurze glorreiche Zeiten, lange erträgliche Perioden des Fortwurstelns und Jahre, wo der Kummer still erduldet wurde. Die letzte glorreiche Spanne war von 1920-33: Der Aufbruch zu sozialen Reformen mit den steinernen Zeugen der alten Gemeindebauten. Seither wurde die Millionenstadt von keiner zündenden Idee mehr ergriffen.Der Wiederaufoau nach dem Zweiten Weltkrieg - gewiß eine Leistung - erfolgte nach veralteten Mustern. Die Kraft, in den Luftschutzkellern eine neue Stadt zu planen, wie das in London und Warschau geschah, fehlte
Zu Ausgang des vorigen Jahrhunderts waren immaterielle Werte, wie Religion, Legitimität, Vaterland, Ehre, Pflicht, stärker anerkannt, heute ist ohne Zweifel Wirtschaft als Höchstwert Tür den Großteil der Bevölkerung an deren Stelle getreten. Materielle Nützlichkeit steht an der Spitze der Regierungsprogramme ebenso wie im Streben des privaten Haushalts.Konkret sieht das so aus: für den Bauern wandelt sich sein Leitbild zum buchführenden Landwirt, der klassenbewußte Arbeiter wird zum marktbewußten Konsumenten, der Bildungsbürger zum aufgeklärten Rechner, der Politiker aus Ideologie