Aus einer nicht leicht genommenen Verantwortung heraus wurde vor kurzem in diesem Blatt eine theologische Untersuchung der religiösen Ideenwelt des jüngsten Romans von Gertrud von Le Fort, „Der Kranz der Engel“, veröffentlicht. Es wurde darin ausdrücklich betont, daß damit kein Urteil über die Person der Künstlerin ausgesprochen werden soll. Aber selbst wenn „eine liberale Zeitung“ den Unsinn begehen sollte, sie als Revertitin zum Protestantismus zu bezeichnen, was ein Kritiker meiner Kritik nach meinen Ausführungen für möglich hält, so ist auch diese Möglichkeit nicht
Wenn man an die theologische Würdigung eines Kunstwerkes herangeht, so versteht sich von selbst, daß hier weniger das Kunstwerk als solches in den Blickpunkt gestellt wird als vielmehr die der dichterischen Gestaltung zugrunde liegende Ideenwelt. Das unerhört Große dieses Romans liegt wohl in der bisher unerreichten Darstellung der Dämonie des übersteigerten Nationalismus. Hier soll indes ausdrücklich nur die religiöse Problematik betrachtet werden.Durch das Lebenswerk der Le Fort zieht sich das Ringen mit der Welt der Mystik. Alle wirklich begnadeten Menschen haben die Gefahr des