Man hat im Bauerntum lediglich den „Reichsnährstand“ seilen wollen. Es ist aber viel mehr. Es ist der biologische Mutterboden für alle Stände und Schichten, der Urständ und der Brunnen, aus dem sich die gesamte Nation immer wieder auffüllt und verjüngt. Es ist die ruhende Madit in der Flucht der politischen und wirtschaftlichen Erscheinungen, die treue Kraft der Beharrung in urgegebenen Ewigkeitswerten. Es ist nach W. H. Riehl „der Schrein, worin gar viel uralte Heiligtümer des Volkstums geborgen liegen. Bauernarbeit und Bauernsitte sind das Knochengerüst der
Über Österreichs Volksleben und seine Entwicklung in der Zeit zwischen 950 und 1250 zu reden, dürfte schon deswegen am Platz sein, weil man darüber — von Fachkreisen abgesehen — gemeinhin so blutwenig weiß. Die gleichzeitigen Quellen erzählen kaum davon: wohl aus dem Grunde, weil man eben vom Alltäglichen nicht redet. Und Volk im Sinne von keimträchtigem Mutlerboden, von bäurischem Jugendland war dazumal wahrhaftig das „Alltägliche“. Um 1000 gehörten noch mindestens 95, um 1250 gewiß noch 90 vom Hundert der Bevölkerung zu ihm; so sehr, daß sich erst im 12. Jahrhundert der