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Computer zählen Autos

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In der Stadtbahnstation Braunschweiggasse in Wien steht seit wenigen Tagen ein Stahlkasten von der Größe eines modernen Kühlschrankes. Es ist einer von insge.-samt 40 Zählautomaten, die gegenwärtig im gesamten Bundesgebiet installiert werden und deren Aufgabe es ist, künftig das Verkehrsgeschehen auf Österreichs Bundesstraßen Tag und Nacht zu zählen.

Mit den neuen Wunderkisten, deren Standorte einem wohlausgeklügelten Schlachtplan folgen, wird man von nun an den Pulsschlag des modernen Straßenverkehrs ständig kontrollieren und wichtige Schlüsse für den Ausbau der einzelnen Strecken aus den Verschiebunigen in der Verkehrs-struiktur ableiten können.

Bisher waren Verkehrszählungen eine umständliche und so kostspielige Angelegenheit, daß man sie sich nur alle fünf Jahre leisten konnte. Mit der sprunghaften Verkehrsentwicklung wurde der Wert dieser Zählungen, mit denen Tausende von Helfern 16 Tage und vier Nächte beschäftigt waren, wegen der großen Intervalle, in denen sie durchgeführt wurden, immer problematischer.

Wo es im sogenannten Spitzenverkehr zu argen Stockungen kommt, dort muß keineswegs regelmäßig auch ein wirklich neuralgischer Verkehrspunkt sein. Es gibt Strecken, wo man an bestimmten Tagen im Jahr arge Stehzeiten in Kauf nehmen muß, während ansonsten gerade dort der Verkehr reibungslos abläuft. Auf der anderen Seite gibt es bestimmte Straßenatoschnitte, wo man auch an kritischen Tagen kaum eine Schwierigkeit entdeckt, und gerade dort ereignen sich schwerste Unfälle, besteht ziemlich regelmäßig eine an den Grenzwert der Kapazität heranreichende Belastung. Die Verkehrszählung ist indessen heute kaum noch das einzige Beweismittel, ob in einen Straßenzug Millionenibeträge investiert werden sollen. Dazu hat das Verkehrs-geschehen in den letzten Jahren zu sehr zugenommen. Entwicklung der Bevölkerung, Raumplanung, Wirtschaftsentfaltung und Raumerschließung sind Komponenten, die eine ganz gewichtige Rolle spielen. Der Verkehrszählung kommt daher heute mehr eine Kontrollfuniktion zu. Wie der Vergleich zwischen zwei Zählungen zeigt, ändert sich das Bild

so schnell, daß zwei Jahre alte Werte eigentlich kaum mehr verwendbar sind. Jährliche Zählungen sind demnach ein berechtigtes Postulat, das allerdings mit konventionellen Methoden kaum erfüllbar ist. Wer bringt schließlich Jahr für Jahr tausende Strichlistenführer auf die Beine, die an allen wichtigen Punkten des Straßennetzes Tag und Nacht jedes Fahrzeug in der Statistik festhalten? Und wer soll sie bezahlen?

Der Computer hilft

Es ist der modernen Computertechnik zu danken, daß die braven Strichlistenführer der konventionellen Zählmethoden nun durch eine verblüffend kleine Zahl moderner Roboter ersetzt werden können.

Die neuen Zählstellen sind keineswegs bloß ein leistungsfähiges Spielzeug statistikhungriger Fachleute, sondern ein moderner Helfer für eine verkehrsangepaßte Planung. Sie sind demnach Instrumente, mit denen das für den Straßenbau aufgebrachte Geld der Kraftfahrerschaft wirtschaftlicher investiert werden kann. Damit gewinnt auch diese Sorte „nützlicher Idioten“ allgemeines Interesse.

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