keimzelle des denkens

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Im Februar ist es wieder soweit: Österreichs AHSund BHS-Schüler speisen ihre vorwissenschaftlichen Arbeiten (VWA) ins Schulsystem ein. Ob das Heilmittel und Gewürz Curcuma, die Hochzeitsbräuche der Burgenlandkroaten, der Bedarf an Solarenergie für ein Schulgebäude - bei der Themenwahl ist der Fantasie der Schüler kaum Grenzen gesetzt. Die Arbeit kann einen theoretischen oder empirischen Ansatz haben, wo Schüler selbst Daten auswerten und Berechnungen durchführen. Ein tierbegeistertes Mädchen etwa schreibt über Therapiehunde und macht sich in der Arbeit mit Patienten ein Bild vor Ort. Manche Schüler, so hört man aus der Lehrerschaft, können tatsächlich über sich hinauswachsen, wenn sie sich immer mehr in ein Lieblingsthema vertiefen. Andere freilich sind trotz vorbereitender Kurse eher überfordert. Schüler mit Akademikereltern haben hier klare Vorteile.

Seit ein paar Jahren ist die VWA eine Säule der Reifeprüfung, und trotz anfänglicher Pannen hat sich diese im Großen und Ganzen gut bewährt. Im Gegensatz zu wissenschaftlichen Studien steht bei der VWA mit ihren maximal 60.000 Zeichen nicht neuer Erkenntnisgewinn im Vordergrund, sondern "der Nachweis, die wichtigsten Regeln der Wissenschaftlichkeit anwenden zu können". Das ist gerade in der heutigen Informationsflut für den kritischen Umgang mit Quellen essenziell. Auch dass die VWA abseits klassischer Fächergrenzen verfasst wird, ist durchaus zeitgemäß. Gewiss, es gibt Schwachstellen, die einer Verbesserung bedürfen: Dass der Titel bereits zu Beginn feststehen muss, kann sich später als Hindernis erweisen. Und entspricht auch nicht der wissenschaftlichen Realität, wo Forschungsvorhaben oft abenteuerliche Wendungen nehmen. Schüler, die es beim ersten Mal nicht schaffen, stehen in der Praxis mitunter ohne begleitenden Lehrer dar.

Letztlich aber war es hoch an der Zeit, die Grundlagen für wissenschaftliches Arbeiten bereits in der Schule zu vermitteln. Denn "Wissenschaftlichkeit" hat nicht nur mit konkreten Projekten, sondern auch mit einer Haltung, einer Einstellung zu tun. Sie ist eine Keimzelle des Denkens und der beste Schutz gegen Verführungen aller Art.

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