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Leben in Gruppen

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Mitten in Kärnten, auf halbem Weg zwischen Klagenfurt und St. Veit/Glan, liegt auf einem Hügel über dem Zoll-feld das Schloß Tanzenberg. Der weithin sichtbare Schloßbau wurde bereits um 1247 erstmals urkundlich erwähnt. Im 16. Jahrhundert erfolgte der Ausbau zum heutigen Renaissanceschloß durch das Geschlecht der Keutschacher. Nach wechselhaftem Schicksal übernimmt 1898 der Orden der Olivetaner, ein Zweig der Benediktiner, das Gebäude und errichtet die neuromanische dreischiffige Basilika. 1946 übersiedelt das durch die Kriegsereignisse in Klagenfurt heimatlos geworden Marianum, das von Fürstbischof Wiery 1859/60 begründet worden ist, in die Olivetanerabtei.. 1953 erwirbt Bischof Köstner für die Diözese Gurk-Klagenfurt das Kloster. Der im Westen errichtete Schulbau wird vom Bund 1959 in Miete genommen, 1980 wird das Gymnasium zu einer selbständigen Schule. Nach diversen Zubauten für Heim und Schule erfolgt 1986/87 unter Bischof Kapellari die künstlerische Ausgestaltung der Kirche mit einem aufsehenerregenden Freskenzyklus von Valentin Oman. Im selben Jahr wird dem Bischöflichen Seminar das Tagesheim „Tanzenberg" angeschlossen. Es steht den „externen" Schülerinnen und Schülern der näheren Umgebung zur Verfügung, die das Gymnasium Tanzenberg besuchen und das dortige Seminar nicht beanspruchen möchten. Heute bietet das Internat 62 Knaben einen Heimplatz, das Tagesheim wird von 71 Schülerinnen und. Schülern in Anspruch genommen. Die als humanistisches und neusprachliches Gymnasium geführte Schule besuchen derzeit 450 Schülerinnen und Schüler, Tendenz steigend. Dieses Gefüge von Bischöflichem Seminar beziehungsweise Tagesheim und einer staatlichen Schule stelle eine in Osterreich wohl einmalige Symbiose von kirchlicher und staatlicher Einrichtung dar. „Tanzenberg ist seit 50 Jahren eine Qualitätsmarke des kirchlichen und kulturellen Lebens", so Diözesanbischof Kapellari. Das klare Bekenntnis zu einer Erziehung auf der Basis eines christlich-humanistischen Werte- und Weltbildes haben Seminar und Schule in den vergangenen 50 Jahren ihr unverwechselbares Profil gegeben.

Einmalige Symbiose:

Das Seminar „Marianum" und das BG Tanzenberg, kirchliches Internat und staatliche Schule, feiern ihren 50. Geburtstag.

Für den Regens des Bischöflichen Seminars, Engelbert Guggenberger, war vor allem die Erweiterung des Seminars durch das Tagesheim „ein wichtiger Schritt in die richtige Bich-tung". Der gemeinsame Unterricht von Mädchen und Buben habe viel zur Offenheit und Lebendigkeit des Hauses beigetragen.

Vorrangiges Ziel des Internats ist eine qualifizierte menschliche und pädagogische Betreuung der Schüler. Deshalb besteht jede Gruppe auch nur aus rund 15 Schülern und wird von einer oder zwei Erzieherinnen oder Erziehern geleitet, die selbst Lehrer sind. „Gerade dieses Gruppenleben erweist sich für die Ent-, wicklung der Persönlichkeit der Jugendlichen und ihrer sozialen Kompetenz oft als sehr förderlich", beschreibt Guggenberger seine Erfahrungen. Da das Leben in der Gruppe aber keine Konkurrenz zum Leben im Elternhaus bilden soll, verbringen die Schüler des Internats das Wochenende zu Hause in der Familie. Der Seminarbetrieb selbst habe sich, so Guggenberger, seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil sehr geändert. „Früher galt Tanzenberg als berufsbezogenes Seminar mit Blickrichtung

auf den Priesterberuf. Heute verstehen wir uns als „berufsoffenes" Haus, das zwar nach wie vor das klare Ziel hat, geistliche und kirchliche Berufe zu wecken und zu fördern, die Absolventen aber vor allem zu einer mündigen Berufsentscheidung motivieren will", sagt Begens Guggenberger und verweist auf die zahlreichen „ Alt-Tanzenberger", die heute in den verschiedensten Berufen, auch in Führungspositionen, tätig sind. Bildende Künstler und Schriftsteller wie Peter Handke, Gustav Janus, Florian Lipus oder Valentin Oman haben den Namen „Tanzenberg" durch ihre -auch mitunter kritische - literarische Auseinandersetzung mit ihrer Seminarzeit über die Grenzen Kärntens bekannt gemacht. Auch für viele Kärntner Slowenen war Tanzenberg bis zur Gründung des Slowenischen Gymnasiums in Klagenfurt eine bedeutende Ausbildungsstätte.

Anläßlich der Feiern „50 Jahre Tanzenberg" am 14. Juni will man, so Josef Mochar, Direktor des Gymnasiums, nicht nur zurückblicken, sondern auch zukunftsorientiert ein Zeichen setzen für das Zusammenspiel von engagierter Schule und renommierten Künstlern. Nach einem Festgottesdienst mit Bischof Kapellari wird die Geschichte von Tanzenberg anhand des mythologischen Stoffes von „Dido und Äneas" in Form eines Stationendramas dargestellt. „Im Zentrum der darzustellenden Situation steht, wie bei unserer täglichen Arbeit auch, der Mensch", so Regens Guggenberger.

Der Autor ist

Pressereferent der Diözese Gurk-Klagenfurt

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