7106547-1995_34_04.jpg
Digital In Arbeit

Nicht immer nur die Schuld beim anderen suchen

19451960198020002020

Frauenministerin Helga Konrad will die Männer per Gesetz zur Hausarbeit anhalten. Ob das den häuslichen Frieden fördert? Was diesem allerdings zuträglich sein kann, untersuchte eine deutsche Studie.

19451960198020002020

Frauenministerin Helga Konrad will die Männer per Gesetz zur Hausarbeit anhalten. Ob das den häuslichen Frieden fördert? Was diesem allerdings zuträglich sein kann, untersuchte eine deutsche Studie.

Werbung
Werbung
Werbung

Erfolgreiche Strategien, wie Ehepaare mit der ungleich verteilten Hausarbeit, Älltagspannen und Streßsituationen umgehen könnten, hat eine Studie der Universität Bamberg erarbeitet; und zwar bei unauffälligen Familien, nicht wie in der Familienstreßforschung üblich, bei gescheiterte Familien, um auf diese Weise positive Bewältigungsstrategien für Alltagsprobleme herausfinden zu können:

Die größte Wirksamkeit haben demnach „positiv-optimistische und partnerbezogene Bewältigungsreaktionen”, also eine auf den Partner abgestimmte Beaktion, die aus einer positiven Grundstimmung erwächst. Zentral auch: „offene Kommunikation und aktives gemeinsames Handeln mit dem Partner.” Miteinander zu agieren, die Probleme offen auszusprechen und gemeinsam nach Alternativen zu suchen ist also eminent wichtig zur Bewältigung familiärer Streßsituationen.

Ein Hauptproblem der 206 befragten Ehepaare war, wenn ein Partner um jeden Preis auf seinem Standpunkt beharren wollte. Im alltäglichen Umgang erweist sich ein Eingeständnis eigenen Fehlverhaltens als besonders schwierig. Es herrscht die Meinung vor, daß das eigene Selbstwertgefühl dann nicht angekratzt wird, wenn die Schuld beim anderen liegt. Dergestalt erstarrte Fronten könnten durch das bewußte sich in-die-Perspektive-des-andern-begeben aufgeweicht werden.

Die einzeln befragten Partner neigten dazu, sich besser an das negative Verhalten des anderen, als an das eigene Fehlverhalten zu erinnern. Auch scheint den Ehepartnern für gewöhnlich das eigene Handeln ad hoc gerechtfertigter als das des Partners. Man erinnert sich besser an das Fehlverhalten des anderen als an das eigene

Dabei fühlten sich die interviewten Partner im Konflikt häufig auch noch vom anderen unverstanden oder gar seelisch verletzt. Diese grundsätzliche Neigung zur positiven Beurteilung des Eigen- und negativen Verurteilung des Fremdverhaltens zeigt, wie wichtig der bewußte Versuch ist, sich in die Lage des anderen zu versetzen.

Folgendes Streitschema wurde bei den untersuchten Familien häufig beobachtet: Der Konflikt wird durch die Frau ausgelöst, nicht selten begleitet von heftigen, emotionalen Be-aktionen.

Die Antwort des Mannes darauf ist meist eine Nicht-Antwort, um den bestehenden Status quo aufrechtzuerhalten. Auch die Beendigung von Streitfällen erfolgt meist durch die Frau. Bemerkenswert ist, daß die Versöhnung im allgemeinen erst nach einer Unterbrechung durch ablenkende Tätigkeiten wie Kinder-ins-Bett-bringen, Handwerken oder Fernsehen erfolgt.

Konfliktauslösende Themen sind vor allem: wie miteinander umgegangen wird und wie gemeinsame Aufgaben verteilt werden sollen, Themen, für die eine Konfliktkultur entwickelt werden muß.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung