Vorsicht Kamera? Nicht mehr lange!

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Entweder Sie haben einen oder Sie brauchen einen: den Coach nämlich. Für den sicheren rhetorischen Auftritt zum Beispiel, für persönliches Styling und berufliches Fortkommen.

Berater haben Hochkonjunktur und sind speziell aus der Politik nicht mehr wegzudenken. Wer wie ein Maschinengewehr Journalistenfragen nicht beantwortet, muss das irgendwo gründlich gelernt haben. Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer gilt als Paradebeispiel für diese ausgefeilte Technik. Fehlt nur noch ein Stylingberater, der sie vor Fashion Victim-Auftritten rettet. Latex-Röcke, Schuhverirrungen, ultrabreite Designerschals und Jeansjäckchen mit Pelzbesatz erzeugen etwas, das Medienleute Ton/Bild-Schere nennen würden: Gehörtes und Gesehenes passen nicht zusammen.

Dabei hätte Riess-Passer in der eigenen Partei ein Studienobjekt für das perfekte Gegenteil. Denn Jörg Haider setzt chamäleonhaft äußerliche Akzente: als "jugendlicher Herausforderer" mit frechem rotem Pulli unterm legeren Sakko etwa oder aber als "Landesvater" im braunen Kärntner-Anzug. Seine Botschaften sind zwar selten mit dem Koalitionspartner ÖVP, dafür aber immer mit seinem eigenen Outfit abgestimmt.

Sagen Sie nicht, Äußerlichkeiten zählten nichts: Wolfgang Schüssels Mascherl, im Wahlkampf 1999 als Markenzeichen benutzt, wurde von seinen politischen Gegnern zum Symbol für die Wende zum Bösen gestempelt. Der Kanzler trägt seither Krawatte und eckt damit - zumindest modisch - nicht mehr an.

Insgesamt sind öffentliche Auftritte von Politikern meist gut durchstudiert - und erzeugen dadurch immer häufiger stromlinienförmige Fadesse. Bis auf eine klitzekleine Ausnahme: Der individuellste PolitikerInnen-Gesichtsausdruck ist immer bei Studiogästen der ZiB2 zu erhaschen. Sie starren zu Sendungsbeginn - noch unbeobachtet - in den kleinen Schirm vor ihnen, werden urplötzlich von der Moderatorin begrüßt, geraten ins Bild und wissen nicht, ob sie nun grüßen oder grinsen sollen. Ertappt!

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Coachingprofis auch dieses Aufflackern von Unvorbereitetheit ausgemerzt haben. Schade eigentlich.

Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin der Tageszeitung "Der Standard".

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