What about Deutsch?

Werbung
Werbung
Werbung

Wenn Werber ein in die Jahre gekommenes Produkt von Biederkeit befreien wollen, dann versehen sie es gern mit aufgekratztem Englisch. So verwandelt sich beispielsweise ein simpler Sprudel in "Mineralwater", das die Kundschaft mit der Botschaft "For a better you" verblüfft. Die Konkurrenz schläft nicht und gießt "Balance Body" ins Glas. Selbst der gute alte Spitz-Fruchtsaft mutierte unlängst zum ultracoolen "Water Mix".

Das alles ist jedoch nichts gegen ein grellrot verpacktes Kinderjausen-Würstchen in Brothülle mit der marktschreierischen Ami-Bezeichnung "Crazzy Doggg". "Great Taste included" verheißt der bisher eher unglamouröse Hersteller Maresi aus Wien. Ja, und Sie wissen natürlich, dass wir gerade "Crazy Weeks" (Aussendung eines Sportartiklers mit "Bikeshirts" im Angebot) haben. Oder nennen wir das Ganze doch ganz einfach "Sale". Denn um einen Ausverkauf, der deutschen Sprache nämlich, handelt es sich allemal. Manchmal hinterlassen solche Werbebotschaften allerdings mehr verwirrte denn interessierte Kunden, siehe "Jet2Web". Die alte Post nannte sich zuerst "Telekom Austria" und wollte dann noch hipper sein. In die Bezeichnung "Jet2Web" flossen daraufhin 15 Millionen Euro Werbegeld, bevor man reuig zum "Telekom" zurückkehrte. Anderes hingegen ist längst nicht mehr rückgängig zu machen. So verwenden wir Anglizismen, die es gar nicht gibt: etwa Handy, im englischsprachigen Raum mobile phone genannt.

Man muss ja nicht der größer werdenden Schar intellektueller Puristen anhängen, die von "Handtelefon" und "elektronischer Post" (statt E.Mail) sprechen. Es ist auch wenig verlockend, sich mit jenen selbst ernannten Sprachschützern zu solidarisieren, die wie deutsche Recken aus grauer Vorzeit auftauchen. Dennoch darf man es absurd finden, wie klein das sprachliche Selbstbewusstsein der deutschsprechenden Bevölkerung Europas ist. Grund dafür gibt es eigentlich keinen, im Gegenteil. In den USA gilt als schick, was aus Europa kommt. Cool, oder?

Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin des "Standard".

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung