#34 Der Bus ins Nirgendwo

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Das Klimaticket macht Pendeln nicht schneller

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Das Klimaticket macht Pendeln nicht schneller

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Die Linienbusse im Weinviertel haben jetzt Monitore drin. Zwei Stück sogar. Wenn ich meine Familie besuche, kann ich nun alle vier Stationen vom Mistelbacher Bahnhof bis ins Nachbardorf am Bildschirm verfolgen. So weiß ich gleich, ob ich in den richtigen Bus eingestiegen bin. In meiner Schulzeit hätte mir das den einen oder anderen Fußmarsch erspart.

Der Fahrplan war aber auch wirklich kompliziert. In der Volksschule war es noch einfach. Da gab es einen eigenen Bus für mein Dorf. „Ebendorf“ stand vorne in Großbuchstaben drauf. Später wurde daraus „Kettlasbrunn über Ebendorf“. Noch später „Hohenau über Kettlasbrunn“. Am Ende fuhr ich mit „Rabensburg über Hohenau“. Jetzt haben die Busse Nummern.

Mit dem Klimaticket müsste ich 36 Mal von Wien nach Ebendorf und wieder retour fahren, damit sich der Preis von rund 1000 Euro im Vergleich zum normalen Ticketpreis rentiert. Für Pendler(innen) sind das etwa sieben Wochen. Für eine Richtung benötige ich dafür zwei Stunden. Für Pendler(innen) sind das vier Stunden pro Tag. Wahrscheinlich blickte mich der Busfahrer vergangenen Samstag deshalb so verdattert an, als ich ihn als einziger Fahrgast durch die Hügel des Weinviertels begleitete. Beim Aussteigen habe ich extra die vordere Türe genommen, um ihm noch „Wiederschau’n“ zu sagen. Dann zuckelte er mit Bus 565 davon. Keine Ahnung, wohin.

Digital Dirndl V2 - © Illustration: Rainer Messerklinger

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Aufgewachsen im Weinviertel, dann übersiedelt nach Wien, ist Margit Körbel mittendrin im Konflikt von gemütlicher Landidylle und rauschendem Stadtleben, Traditionen und deren Bruch, Millennials und Babyboomern. Wöchentlich schreibt Sie von Ihren Erlebnissen. Hier kostenlos abonnieren.

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