#38 In der Nebelsuppe

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Urlaubsreif zurück aus dem Urlaub

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Urlaubsreif zurück aus dem Urlaub

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Zwei Wochen auf einer Insel im Indischen Ozean helfen, die Realität für einen Moment zur Seite zu schieben. Und das tut nach 20 Monaten Ausnahmezustand wirklich gut. Die einzigen Fragen, die mich dort beschäftigten, waren Pool oder Strand, Sprite oder Mojito, Curry oder Pasta?

Mit der Rückkehr muss man sich den hiesigen Entwicklungen stellen. Nicht nur hat die graue Nebelsuppe den strahlend blauen Himmel verdrängt, sie verschlingt nach und nach auch meine Erwartungen, Pläne, Hoffnungen und nicht zuletzt Geduld, Solidarität, Vernunft.

Ein Mann bricht mit Druck in der Brust zusammen. Ein Herzinfarkt wird im Krankenhaus ausgeschlossen. Die Diagnose: Überlastung. Der Mann ist Pfleger auf einer Covid-Station.

Eine Frau verlässt nach 28 Jahren einen Verein, weil sie sich als Ungeimpfte durch die 2G-Regel diskriminiert fühlt. An der Opferrolle hält sie so sehr fest, dass ihre Argumente in vermeintliche Parallelen zum Nationalsozialismus abdriften.

Die „Spaltung der Gesellschaft“ wird im Freundes- und Bekanntenkreis einmal mehr spürbar, Ärger und Unverständnis nehmen auf beiden Seiten zu. Mein Unmut bezieht sich vor allem darauf, dass die Nebelsuppe längst hätte ausgelöffelt sein können. Doch die niedrige Impfquote, der erneute Appell zur Reduktion sozialer Kontakte und die (Nicht-)Handlungen der Bundesregierung schöpfen stetig nach.

Kein Wunder, dass sich der Zeiger auf meiner Waage in den letzten zwei Wochen ein Stück weiter nach rechts bewegt hat. Am Curry liegt das bestimmt nicht.

Digital Dirndl V2 - © Illustration: Rainer Messerklinger

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Aufgewachsen im Weinviertel, dann übersiedelt nach Wien, ist Margit Körbel mittendrin im Konflikt von gemütlicher Landidylle und rauschendem Stadtleben, Traditionen und deren Bruch, Millennials und Babyboomern. Wöchentlich schreibt Sie von Ihren Erlebnissen. Hier kostenlos abonnieren.

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