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Die Kleinen werden ganz groß

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Aus dem Großraum in den Kleinraum zurückgekehrt, sieht man den kleinen Raum am großen teilhaben wollen. Fällt in die Berichterstattung über den Verhandlungsmarathon in Brüssel, die anderswo nicht ganz so zentral auf den ersten Zeitungsseiten zu finden war und fängt – wieder einmal – mit der Gewissenserforschung, die EU-Abstimmung betreffend, an.

Sieht Politiker antichambrieren, dann erschöpft feiern. Die große geschichtliche Stunde liegt in der Luft des kleinen Raumes. Jetzt darf das Volk im kleinen Raum ja oder nein sagen. Wenn der Sommer kommt.

Nimmt – wieder einmal – mit leise lächelnder Verwunderung zur Kenntnis, wie wichtig dem kleinen Raum die Leitung des großen Theaters am Wiener Ring zu sein scheint. Mitten in der historischen Stunde.

Staunt einmal mehr: Kroaten und Moslems verhandeln – über Bosnien – in Wien. Über viele kleine Räume statt eines Raums.

Denkt: verdammt anstrengend, das Leben zu großer historischer Stunde. Seit einigen Jahren leben wir – in großen und kleinen Räumen – in großen historischen Augenbücken.

Einen neuen Generalintendanten wird der kleine Raum für seine große, öffentlich-rechtliche Rundfunk- und Femsehanstalt bekommen. Viel Macht aus einem kleinen Zimmer über einen großen Raum. Bei so viel Größe …

Wie sagte doch Leopold Kohr? Er lebt nicht mehr.

Bei so viel Größe kann man doch nicht kleinüch sein. Jetzt kommt die große Flut auf uns zu. Die Flut der überzeugen-wollenden und -müssenden Information, der Auf- und Erklärungen, in Wort und Schrift und Ton und Bild, über das Große, ohne das wir klein blieben, schutzlos, ausgeliefert und ohnmächtig. Der Großeinsatz, der Marathon soll schließ ich doch nicht vergeblich gewesen sein.

Wir werden noch ganz groß gemacht, wir Kleinen alle, wenn es um unsere Stimmen geht.

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