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Speisen wie die Buddenbrooks

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Armer Hanno! Er hatte sich am Heiligen Abend so überfressen. Dies Wort gebraucht Thomas Mann nicht. Wahr ist aber, daß Marzipan am Heiligen Abend als schwere Artillerie gegen die Mägen der Kinder auffuhr. Echter Lübecker Marzipan darf übrigens höchstens 30 Gramm Zucker, Edelmarzipan gar nur zehn Gramm pro 100 Gramm fertigen Marzipans enthalten.

Das Buch „Bei Thomas Mann zu Tisch” ist einer originellen Idee zu verdanken. In den „Buddenbrooks” hat das Essen als Teil des liebevoll geschilderten bürgerlichen Lebens große Bedeutung. Sybil Gräfin Schönfeldt geht den Speisekarten der Buddenbrooks und der ihnen

Nahestehenden auf den Grund -nicht nur des Tellers und der Terrine, auch des Kochtopfs und Schneekessels. Sie liefert die Rezepte zu all den Gerichten. Dazu fand man eine optimale Kombination historischer Aufnahmen mit neuen Farbbildern (zwei Museumsfotografen waren am Werk), die dem Leser das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

In diesem Ruch ist nicht nur köstlich zu blättern und zu lesen, auch ein Gutteil der Rezepte dürfte das Probieren lohnen. Etwa das Korinthenbrot der Frau Schwarzkopf (Buddenbrook-Experten wissen: die Pastorentochter aus Schlutrup empfahl ihr Korinthenbrot eifrig).

Oder Karpfen in Botwein, den Madame Kröger den Damen mit der Warnung ans Herz legt: „Wenn sie in ordentliche Stücken zerschnitten sind, Liebe, dann mit Zwiebeln und Nelken in die Kasserolle, und dann kriegen Sie sie mit etwas Zucker und einem Löffel Butter zu Feuer... Aber nicht waschen, Liebste, alles Blut mitnehmen, um Gottes willen...”

Apropos: Ausgerechnet das Marzipanrezept fehlt! Ist es zu kompliziert? Oder gar geheim?

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