Schick, pink, ethisch

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Warum Brigitte Quint auf einer Schicki-Micki-Hochzeit in Pink erscheinen wird.

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Warum Brigitte Quint auf einer Schicki-Micki-Hochzeit in Pink erscheinen wird.

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Ein Schulfreund meines Mannes, jetzt plastischer Chirurg, heiratet in Zell am See. Soweit ich weiß, sind aus Wien nur wir eingeladen. Also habe ich keinen Schimmer, wer da sonst noch rumspringt. Doch mir reichen die Basisinfos „Plastische Chirurgie“ und „Zell am See“, um in Panik zu geraten. Ich sehe die Frauen in Haute Couture bildlich vor mir. Jede, die nicht Chanel, Gucci oder Armani trägt, ist vermutlich underdressed.

In meinem Fall wird es darauf hinauslaufen. Ich weigere mich, Luxus-Teile dieser Art zu kaufen. Dafür bin ich zu geizig. Und eigentlich finde ich es moralisch verwerflich, so viel Geld für einen Fetzen auszugeben. Eine Einstellung, die ich auf dem Fest wohl besser für mich behalte.

In meinem Style-Dilemma – schick aber ethisch integer – hat mich nun Facebook inspiriert. Gefühlt jede Zweite posiert dieser Tage in einem pinken Blazer. Im Zentrum steht die Farbe, nicht die Marke. Der Grund erschloss sich mir, als auf orf.at eine Meldung aufpoppte. Darin stand „Pink bekommt 2022 eine neue Chance“. Zugegeben, etwas verwunderlich fand ich diese Info inmitten von Krieg und Krise schon. So las ich, dass sich der Valentino-Designer Piccioli scheinbar für eine Neuinterpretation der Farbe stark gemacht hat. Pink steht ab jetzt für positive Energie.

Weil mich das angefixt hat, klickte ich durch die digitale Modewelt. Siehe da: Einige einschlägige Luxus-Modeketten spenden tatsächlich einen Teil ihrer Erträge an die Unicef-Ukraine-Hilfe. Jetzt hoffe ich fast, dass es in Zell am See nur so wimmelt von (politisch korrekter) Haute Couture. Denkbar ist auch, dass ich ob meiner Vorurteile Lügen gestraft werde. Und was ziehe ich jetzt an? Das weiß ich immer noch nicht. Nur pink wird es sein. Schließlich schreiben wir das Jahr 2022.

Lesen Sie auch die Quint-Essenz "Zeit für Elisabeth" oder "Das Debüt des Heinis".

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