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Eine sozialverträgliche Technik?

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Bei einem Workshop der Österreichischen Akademie der Wissenschaften versuchten Sozialwissenschaftler aus Deutschland, Holland, Norwegen und Österreich „Wege zu einer ,sozialverträglichen' Technologie” aufzuspüren.

Anlaß für diese Veranstaltung war eine vom Gesundheitsministerium in Auftrag gegebene Studie, deren Ziel die Ermittlung der Sozialverträglichkeit von Gentechnologie war. Doch bereits die Suche nach einer eindeutigen Begriffsbestimmung, was dieses Kriterium für risikoreiche Technologien oder Forschungszweige bedeuten könnte, bereitete sichtlich Schwierigkeiten. So präsentierte Ortwin Renn von der deutschen Akademie für Technikfolgenabschätzung eine Studie, wonach der Begriff der Sozialverträglichkeit „wissenschaftlich und konzeptionell umstritten und politisch oft wenig relevant” ist. Denn während für manche eine Technologie dann sozialverträglich ist, wenn dadurch keine Umweltbelastung oder unkontrollierte Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen verursacht wird, ist dieses Kriterium für andere erst erfüllt, wenn Arbeitsplätze geschaffen oder erhalten werden können. So folgerte auch Gotthard Bech-mann von der Abteilung für angewandte Systemanalyse in Karlsruhe, daß der Begriff der Sozialverträglichkeit als „Einfallstor für unterschiedlichste Anforderungsprofile” fungiert, in der Praxis jedoch gar nicht so richtig zu existieren scheint. Dennoch räumte der deutsche Systemtheoretiker dem Konzept der Sozialverträglichkeit einen hohen Stellenwert für die grundlegende Frage ein, „wie der Umgang mit Unsicherheit sozial zu managen wäre”.

Interessanterweise zeigte sich jedoch auch, daß Sozialverträglichkeit als Argument aus dem politischen

Diskurs nicht mehr wegzudenken ist. So lautete das Ergebnis einer, von K. Bayer vom österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung präsentierten Studie, daß „Sozialverträglichkeit von allen Trägern der österreichischen Technologiepolitik sehr positiv bewertet wird”. Doch zugleich zeigte eine Befragung der politischen Hauptakteure, daß „auf den Terminus Sozialverträglichkeit und dessen Umsetzung zumeist vollkommen vergessen wird”. Daraus folgert Bayer, daß der Begriff zwar gut bewertet wird, aber „wenn er den Politikern nicht in den Mund gelegt wird, dann denkt niemand daran”. So kam man bei der abschließenden Podiumsdiskussion zu dem Schluß,, daß noch vertiefende Forschung und Diskurse nötig wären, um dem Kriterium der Sozialverträglichkeit den richtigen Stellenwert in der politischen und wissenschaftlichen Landschaft zu gewährleisten.

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