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Wenn man mit der Transsibirischen Eisenbahn reist, ist der Weg das Ziel.

Endlose Wiesen, Felder, Birkenwälder, eine idyllische Landschaft, die vorbeizieht. Auf insgesamt 9.288 Kilometern. Hin und wieder ein Holzhaus, so manche Schluchten, Pässe oder Bergketten und an fast jeder Brücke eine Stadt. Ein Blick auf die Landkarte zeigt mehr als deutlich: viele große Städte Russlands liegen an Flüssen, und noch viel mehr von ihnen an der "Transsib". Das heißt nicht unbedingt, dass sie alle jünger sind als die Eisenbahn (man richtete die Trasse natürlich nach den am dichtesten besiedelten Gebieten im Süden aus), aber ohne sie wären sie kaum so schnell gewachsen.

Der Bau der Transsibirischen Eisenbahn - ein kostspieliges und langwieriges Unterfangen, das über 20 Jahre dauerte und erst 1916 abgeschlossen werden konnte - war unverzichtbar für die Erschließung des weiten Landes, und der Zug ist bis heute das in jeder Hinsicht günstigste und bequemste Verkehrsmittel in den östlichen Provinzen Russlands. Das Straßennetz ist immer noch auf vielen Strecken unter jeder Kritik, Autos ohnehin nicht für jedermann erschwinglich und Flugtickets nicht viel billiger als in Europa. Die Eisenbahn hingegen schon. Um umgerechnet etwa 70 Euro kommt man von Moskau bis nach Wladiwostok - sofern man die Fahrkarte nicht hierzulande kauft, da kostet sie nämlich das Zwanzigfache.

Als schönster Teilabschnitt gilt die Strecke zwischen Irkutsk und Ulan-Ude. Mit gemütlichen 60 bis 70 Stundenkilometern gleitet die Bahn am Baikal-Ufer entlang, dem "Heiligen Meer" der Burjaten. Auch die Einheimischen wissen die Aussicht noch zu schätzen. Während der Tisch des geräumigen Vierer-Abteils unter Piroschki, Bulotschki, Palatschinken und anderen mitgebrachten Köstlichkeiten verschwindet, preisen sie abwechselnd die Schönheit ihres Landes und schimpfen über die Unfähigkeit der (Wirtschafts-) Politik. Für die Dauer der Fahrt bilden die Reisenden meist eine enge Gemeinschaft: man tauscht Proviant ebenso aus wie Adressen, Lebensgeschichten und den festen Vorsatz, in Kontakt zu bleiben.

Eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn ist mehr als eine Fahrt von A nach B, hier gehört der Weg zum Ziel. Darauf bauten auch Petra und Klaus Woebke mit ihrem jünst erschienen Bildband, der (manchmal zwar ein wenig schlampig beschriftet, aber insgesamt doch ganz gelungen) ein buntes, im Allgemeinen auch realitätsnahes Bild vermittelt und Fernweh weckt nach dem fernen Sibirien und seinen bequemen, gemütlichen Zügen. S.E.S.

DIE TRANSSIBIRISCHE EISENBAHN

Moskau-Wladiwostok

Von Petra und Klaus Woebke

Reich Verlag/terra magica, Luzern 2003, 206 Seiten, geb., zahlreiche

Farbfotos, e 51,30

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