6727337-1965_37_04.jpg
Digital In Arbeit

KARDINAL ZOUNGRANA / DIE BRÜDERLICHE HAND

Werbung
Werbung
Werbung

Gönz im stillen wird in Österreich auf privater Basis ein großes Projekt ausgearbeitet, das der Entwicklungshilfe eines kleinen afrikanischen Landes dienen soll: Seit vor mehr als vier Jahren der damalige Jugendseelsorger von Obervolta nach Wien gekommen ist, um für junge Burschen aus seiner Heimat Ausbil-dungsmöglichkeiten zu suchen, hilft die österreichische Jungarbeiterbewegung, geeignete

Lehrplätze für die jungen Afrikaner zu suchen und für die Betreuung während ihres Aufenthaltes in Österreich zu sorgen. Und nun wird die zweite Etappe dieses Entwicklungshilfeprojekts realisiert: In der Hauptstadt Obervoltas, Ouagadougou, wird ein großes polytechnisches Zentrum errichtet werden, das die Berufsausbildung der jungen Afrikaner zum großen Teil übernehmen wird. Das Oberhaupt der katholischen Kirche von Obervolta, Erzbischof Paul Kardinal Zoungrana, einer der profiliertesten geistigen Führer Westafrikas, sagte seine Hilfe und Unterstützung bereitwilligst zu. Der mittlerweile zum Kardinal kreierte Würdenträger, dessen Erhebung in den Kardinalstand Beweis dafür ist, wie sehr seine Person und seine Arbeit in Rom geschätzt werden, weilte dieser Tage über Einladung der österreichischen Jungarbeiterbewegung in Wien, um weitere Einzelheiten des Projekts und Einrichtung dieser großen Jungarbeiterorganisation zu studieren.

Paul Kardinal Zoungrana wurde am 3. September 1927 in Ouagadougou (Obervolta) geboren und am darauffolgenden 14. September in der ersten provisorischen Kirche seines Geburtsortes getauft. Nach der Volksschule, die er in Ouagadougou besuchte und die von den Weißen Schwestern (Soeurs Blan-ches) geleitet wurde, trat er 1928 in das Priesterseminar ein.

Abbe Zoungrana wurde in Koumi am 2. Mai 1942 vom apostolischen Vikar von Ouagadougou zum Priester geweiht. Mit den beiden Abbis Zacharie Ninkiema und Joseph Wedraogo empfing er als erster Einheimischer Obervoltas die Priesterweihe. Sechs Jahre war Abbi Zoungrana Kaplan der Pfarrgemeinde Ouagadougou. 1948 bewarb er sich um die Aufnahme in die Ordensgesellschaft der afrikanischen Missionäre (Peres Blancs). In Maison-Carrie (Algerien) trat er bei den Peres Blancs als Novize ein. Am 24. September 1948 wurde er in die Ordensgesellschaft aufgenommen. 1950 legte er das Ordensgelübde in Carthago (Tunesien) ab. Unmittelbar nachher sandten ihn seine Vorgesetzten nach Rom, wo er 1952 an der Gregoriana das Doktorat im Kanonischen Recht „Magna cum Laude“ erwarb.

1954 kehrte Abbe“ Zoungrana nach Afrika zurück, wo er als Professor für Kanonisches Recht im Großen Seminar von Koumi bei Bobo-Dioulasso tätig war.

Gleichzeitig leitete er die Pfarre von Koumi und die Vorbereitung der Seminaristen für die seelsorgerische Tätigkeit.

Am 12. April 1960 wurde er zum Bischof von Ouagadougou, der Hauptstadt Obervoltas, ernannt. Am 8. Mai 1960 empfing er in Rom durch Papst Johannes XXIII. die Bischofsweihe. Am 3. Juli des gleichen Jahres fand seine offizielle Inthronisation durch Seine Exzellenz Mon-signore Maury, dem apostolischen Delegierten, statt.

Am 25. Jänner 1965 gab Papst Paul VI. offiziell die Ernennung Seiner Eminenz Paul Zoungranas zum Mitglied des Kardinalskollegiums bekannt.

Von den insgesamt 880.000 Einwohnern der Erzdiözese Ouagadougou sind 300.000 Moslems, 550.000 gehören einer traditionellen Religion an und 6000 sind Protestanten. Dem gegenüber stehen 42.000 Katholiken und 10.000 Katechumen. Die Erzdiözese umfaßt derzeit zwölf Pfarrgemeinden. Ouagadougou hat 100.000 Einwohner, davon sind 1000 Europäer. Gewaltige Aufgaben gibt es für die katholische Kirche dort zu lösen. Aufgaben, die micht mehr mit dem Stanniolpapiersammeln von einst zu bewältigen sind.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung