Arnulf-Rainer-Bibel ante portas

Ein Ereignis für Bibliophile, ganz zweifellos: Die in 3.000 Exemplaren erscheinende Arnulf-Rainer-Bibel. Arnulf Rainer, berühmt geworden durch seine Übermalungen, hat seit langer Zeit eine Affinität zu religiösen Themen. Und in der Kirche haben von denen, die sich für zeitgenössische Kunst interessieren und sie in die Kirche hereinholen wollen, viele eine Affinität zu Rainer. Schon vor Jahrzehnten waren Arbeiten von ihm in Ausstellungen religiöser Kunst zu sehen und seinen Kreuzen ist mittlerweile so etwas wie Klassizität zu bescheinigen.

Das Projekt einer Bibel mit Rainer-Übermalungen war also kein revoluzzerisches und der Künstler stieg denn auch bereitwillig auf den Vorschlag des Weltbild-Verlages ein. Er begab sich damit ja auch in beste Gesellschaft. Zuletzt erschien eine Chagall-Bibel, vor diesem hatten auch bereits Salvador Dali, Ernst Fuchs und Friedensreich Hundertwasser die Bibel illustriert. Freilich war Rainer für den Verlag sozusagen eine Liebe auf den zweiten Blick. Einer, den alle mögen und bewundern, ist er gewiß nicht, sondern eher ein Sperriger. Aber die ihn schätzen, und deren gibt es längst viele, zählen ihn zur Handvoll Namen der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, die übrigbeiben werden, und was den Marktwert betrifft, da rangiert er in der Spitzengruppe. Die Arnulf-Rainer-Bibel werden also gewiß nicht nur überzeugte Rainer-Fans erwerben, sondern auch Bibliophile, die damit rechnen, daß das Buch einen entsprechenden Sammlerwert erreicht.

Sie ist, so der Verlag, das Ergebnis zweijähriger Arbeit, starker Emotionen, Werk eines Künstlers, der mit der Bibel noch keinen Frieden geschlossen hat, eines ewig Unzufriedenen, Wütenden. Aggression war stets eine der stärksten Triebkräfte Rainers, vor allem des frühen. Auf das Aggressive seiner Übermalungen braucht man niemanden mehr hinzuweisen. Er stieß die einen so lang vor den Kopf, bis ihn die anderen spät aber doch umarmten, schließlich stieß seine Wut ins Leere und er wurde zum lebenden Klassiker.

Die Nummer jedes Exemplars der Roland-Rainer-Bibel ist in das Metallkreuz auf dem Holzdeckel eingraviert, auch die Maserung des Holzes ist jeweils einmalig. Das bibliophile Werk mit 160 Rainer-Illustrationen kostet 20.440 Schilling und kann bereits bestellt werden. Die Nummern auf dem Deckel werden in der Reihenfolge der Bestellungen vergeben.

Das Werk kann in Österreich bei der Buchhandlung Herder, 1010 Wien, Wollzeile 33, (Tel. 512 1413), Magister Zach, bestellt werden. H.B.

Die Bibel. Altes und Neues Testament Übersetzung nach Hamp, Stenzel Kürzinger, 160 Illustrationen von Arnulf Rainer, Einband: Holz, Leder, Metall, Pattloch Verlag (Weltbild Verlagsgruppe), öS 20.440,-