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Das Barock war eine sinnenfrohe Zeit. Dementsprechend frivol und voll der verschiedensten Spielarten von Erotik ist Francesco Cavallis Oper "La Calisto" (1651). Regisseurin Karoline Gruber fiel es in der jüngsten Produktion der Wiener Kammeroper daher leicht, das mythische Arkadien ins heutige Reich der grenzenlosen Sinnenfreuden zu verlegen: Jupiter (Maxim Michailow) ist ein im wahrsten Sinn des Wortes aufgeblasener Don Juan, der die unschuldige Nymphe Calisto (blaß: Arona Bogdan) in der Gestalt von Diana verführt. Die Jagdgöttin wiederum liebt den schönen Sterngucker Endimione; eine Liebe, die allerdings wegen Dianas Keuschheitsgelübde aufs Singen beschränkt bleibt - zum großen Glück des Publikums: Denn in diesen Partien bieten Michelle Breedt mit ihrem strahlenden Mezzo und Alexander Plust mit seinem feinen Alt große Sangeskunst.

Die tantenhafte Nymphe Linfea (Dietmar Kerschbaum) und ein dreister Satyr (Lorena Espina) bereichern das Figureninventar um transsexuelle Varianten. Am Ende verwandelt die strenge Domina Juno (Dagmar Hesse) Calisto in einen Bären. Die abschließende Verewigung der unglücklichen, gleichsam vergewaltigten Calisto als Sternenbild im Firmament läßt auch in Cavallis Musik keine rechte Freude aufkommen.

Hervorzuheben ist noch Klaus Kuttler als Götterbote Mercurio. Mit gekonntem Falsett leiht er dem als Diana verkleideten Jupiter die Stimme. Angenehm beschwingt dirigiert Dieter Kempe das tadellose Orchester der Wiener Kammeroper. Fazit: eine empfehlenswerte Aufführung.

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